SchuldnerAtlas Deutschland 2007
Neuer Höchststand – aber Anstieg schwächt sich ab
Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland hat
auch 2007 weiter zugenommen. Der Anstieg der gesamtdeutschen
Schuldnerquote wird allerdings schwächer. Für
die Bundesrepublik wurde zum Stichtag 1. Oktober 2007
eine Schuldnerquote von 10,9 Prozent (Vorjahr: 10,7 Prozent)
ermittelt. Das heißt, rund 7,3 Millionen Bewohner
Deutschlands oder mehr als jeder zehnte erwachsene
Einwohner gelten als überschuldet oder weisen zumindest
nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Im Vergleich zu 2006
sind weitere 150.000 Schuldner hinzugekommen – ein
Zuwachs von 2,1 Prozent. Im Jahr davor war der Anstieg
mit 170.000 Betroffenen noch etwas höher.
Die Schuldnerquote liegt in den neuen Bundesländern
(11,5 Prozent, ohne Berlin) höher als im Westen Deutschlands
(10,7 Prozent). Allerdings hat die Überschuldung im
Osten, wie bereits im Vorjahr, weniger stark zugenommen
als im Westen Deutschlands. Insgesamt zählt Ostdeutschland
rund 1,3 Millionen Überschuldete. Im Westen sind es
rund 6 Millionen Personen.
Überschuldung liegt vor, wenn ein Schuldner die Summe
seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer
Zeit nicht begleichen kann und ihm weder Vermögen noch
andere Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Oder
kurz: Die zu leistenden monatlichen Gesamtausgaben übersteigen
die Einnahmen.
Die vertiefende Analyse belegt einen bedenklichen Trend:
Trotz des konjunkturellen Aufschwungs gibt es keine Entspannung
der Verbraucherüberschuldungsproblematik.
Zwar mildert die zurückgehende Arbeitslosigkeit den Anstieg
der Schuldnerquoten. Allerdings müssen Jahr für
Jahr mehr Bürger Privatinsolvenz anmelden, und die Zahl
der überschuldeten Personen steigt weiter.
Bundesländer: Bayern erneut am besten
Die niedrigsten Schuldnerquoten weisen die Bundesländer
Bayern (7,8 Prozent; Vorjahr: 7,7 Prozent) und Baden-
Württemberg (8,1 Prozent; Vorjahr: 8,1 Prozent) auf.
Sachsen landet mit einer Schuldnerquote von 10 Prozent
(Vorjahr: 9,8 Prozent) erneut auf dem dritten Platz. Thüringen
verbessert sich erstmals auf den vierten Rang.
Schlusslichter sind – wie auch schon 2006 – die Länder
Bremen (15,5 Prozent; Vorjahr: 15,3 Prozent), Berlin (15,3
Prozent; 15,2 Prozent) und Sachsen-Anhalt mit einer
Überschuldung von 13,7 Prozent (Vorjahr: 13,4 Prozent).
Arbeitslosigkeit und Scheidung – Verschuldungsursachen
Nr. 1
Mehr als jeder zweite Überschuldungsfall (52 Prozent)
lässt sich auf die Ursachen Arbeitslosigkeit, Krankheit oder
Scheidung zurückführen. Ein unangemessenes Konsumverhalten sowie eine unwirtschaftliche Haushaltsführung
sind bei rund 16 Prozent der Fälle ursächlich für eine
Überschuldung. Es folgen die so genannte Einkommensarmut
(9,4 Prozent) und Suchtverhalten mit 4,6 Prozent.
Höchste Überschuldung in Offenbach am Main
Die Analyse der Verschuldungssituation in Deutschland
zeigt auf Basis der 439 Kreise und kreisfreien Städte ein
sehr differenzierteres Bild. Die Spannweite reicht 2007 von
der niedrigsten gemessenen Schuldnerquote im bayerischen
Landkreis Eichstätt (4,3 Prozent = rund 4.000
Schuldner; + 0,2 Prozentpunkte) bis hin zur höchsten gemessenen
Schuldnerquote in der Stadt Offenbach am
Main (20,9 Prozent; Vorjahr: 18,9 Prozent). Insgesamt
bleiben Großstädte ein Brennpunkt bei der Überschuldungsproblematik.
Düsseldorf auf Platz 3 der Großstädte mit den meisten
Überschuldeten
Bei einem Ranking der Städte in Deutschland mit mehr als
400.000 Einwohnern hält Duisburg mit einer Schuldnerquote
von 16,8 Prozent (Vorjahr: 16,3 Prozent) den negativen
Spitzenplatz unter den Großstädten. Es folgt Berlin
(15,3 Prozent; Vorjahr: 15,2 Prozent) und erstaunlicherweise
Düsseldorf auf Platz 3 (14,8 Prozent; Vorjahr: 14,6
Prozent) mit einer im Jahresverlauf deutlich verschlechterten
Schuldnerquote. Düsseldorf machte vor einiger Zeit
Schlagzeilen, weil die Stadt seit einigen Monaten komplett
schuldenfrei ist. Was – wie gesehen – nicht für ihre Einwohner
gilt.
Überschuldung immer jünger
Ein weiterer besorgniserregender Trend: Die Überschuldungsbetroffenheit
bei den Jüngeren steigt stark an. Mittlerweile
sind mehr als ein Prozent aller unter 20-Jährigen
überschuldet. Die Schuldnerquote bei den 20- bis 29-
Jährigen liegt 2007 bereits bei 8,6 Prozent. Innerhalb von
nur drei Jahren ist dieser Prozentsatz um 1,1 Punkte angestiegen.
Ältere Personen, insbesondere die Altersgruppe
der 40- bis 49-Jährigen, verzeichnen im gleichen Zeitraum
einen Rückgang der Schuldnerquote. Junge Erwachsene
sind von einer anhaltenden Zahlungsunfähigkeit im sozialen
Umfeld stark betroffen. Diese negativen Erfahrungen,
verbunden mit einer mangelnden Teilhabe an Bildungsangeboten,
werden generationsübergreifend weitergegeben.
» Vollständige Analyse des SchuldnerAtlas 2007