Konjunkturrückblick 2008
Analyse des 2. Quartals 2008
Geschäftslage noch gut – Wachstumstempo gedrosselt
Die exportorientierte deutsche Wirtschaft spürt zunehmend die Auswirkungen von Finanzkrise, hohen Energie- und Rohstoffkosten und der sich anzeichnenden weltweiten Konjunkturabkühlung. So musste der Creditreform Wirtschaftsindikator im zweiten Quartal 2008 den dritten Rückgang in Folge hinnehmen. Mit 11,2 Punkten notiert der Indikator klar unter dem Vorjahresstand. Trotz der nochmaligen Eintrübung kann von einem drohenden Rückfall in die Rezession nicht die Rede sein.

Die Geschäftsaussichten der Unternehmen zeugen weiterhin von Zuversicht in die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Allerdings sind die Fragezeichen hinter der künftigen konjunkturellen Entwicklung zuletzt größer geworden. So ist die Investitionsneigung der Unternehmen auf den niedrigsten Wert seit 12 Monaten gefallen.

Die aktuelle Geschäftslage wird von den deutschen Unternehmen als sehr robust beurteilt. Der Lageindex klettert auf 30,2 Punkte und notiert leicht über dem Vorjahreswert. Für die kommenden Monate sind die Unternehmen noch zuversichtlich, wenngleich der Teilindex der Erwartungen unterhalb des Vorjahreswertes bleibt. Eine merkliche Konjunkturabkühlung droht frühestens ab dem Winterhalbjahr.
Unternehmensstabilität wackelt
Die Insolvenzanfälligkeit der deutschen Unternehmen ist im zweiten Quartal 2008 leicht angestiegen. Der Creditreform Risiko Indikator (CRI), das zentrale Maß für das Insolvenzrisiko, erreicht einen Wert von 2,13 − nach 2,09 im Vorquartal. Damit weisen pro 10.000 Unternehmen 213 Betriebe ein so genanntes Negativmerkmal, etwa einen massiven Zahlungsverzug oder einen Insolvenzantrag, auf.
In den zurückliegenden Monaten wurde eine bereits überfällige Rechnung von den Unternehmen erst nach durchschnittlich 14,39 Tagen beglichen. Damit haben sich die Zahlungsverzögerungen erstmals seit 1 ½ Jahren wieder deutlich verschlechtert. Die durchschnittliche Bonität der Unternehmen blieb dagegen weitgehend unverändert.

Nach wie vor ist die Konjunkturlage in den Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes am besten. Die Unternehmen der Chemieindustrie sowie die Metall- und Elektrobetriebe wiesen in den zurückliegenden Monaten die beste Branchenentwicklung auf. Ein leichtes Plus erzielte der Branchenindikator der Bauwirtschaft, die von den Frühjahrsmonaten profitierte. Dagegen verlief die Konjunkturentwicklung im Einzelhandel sowie bei den personenbezogenen Dienstleistern eher schwach. Die entsprechenden Branchenindikatoren rutschten auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr.

Metodik
Der Creditreform Wirtschaftsindikator setzt sich aus den vier Einzelkomponenten Geschäftsklima, Zahlungsverhalten, Bonität und Insolvenzanfälligkeit zusammen. Zur Einschätzung der konjunkturellen Gesamtsituation berücksichtigt der Creditreform Wirtschaftsindikator zahlreiche Finanzinformationen sowie Daten zur Unternehmensstabilität aus der Creditreform Wirtschaftsdatenbank und verknüpft diese mit empirischen Ergebnissen aus regelmäßigen Unternehmensbefragungen. Indikatorwerte über Null zeigen ein wirtschaftliches Wachstum an, negative Werte entsprechen einer Stagnations- bzw. Rezessionsphase.