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Pressekonferenz des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) vom 20. November 2006


Inkassoverband und ZDH: Schlechtes Zahlungsverhalten gefährdet Handwerksbetriebe

Rückgang bei Firmenpleiten beschleunigt

Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) beschleunigt sich der Rückgang der Firmenpleiten. 30.500 Unternehmen werden dieses Jahr insolvent – 17 Prozent weniger als 2005. Grund ist die gute Konjunktur. "Davon profitiert insbesondere auch das Handwerk als Herz des Mittelstandes", so BDIU-Präsident Stephan Jender auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) am Montag in Berlin. Auch im Handwerk gehen die Insolvenzen deutlich zurück: Bis Ende 2006 werden höchstens 4.200 Betriebe zahlungsunfähig – 2005 lag deren Zahl noch bei 4.500.

Allerdings warnt BDIU-Präsident Jender: "Was das Zahlungsverhalten der Kunden angeht, ist die Stimmung zurzeit besser als die Lage." In ihrer aktuellen Herbstumfrage berichten 50 Prozent der 518 im BDIU organisierten Inkasso-Unternehmen, dass sich das ohnehin schlechte Zahlungsverhalten der Schuldner seit dem Frühjahr nicht geändert hat. Insbesondere das Handwerk hat laut 66 Prozent der BDIU-Unternehmen aktuell Probleme mit der Rechnungstreue seiner Kunden. Häufiger Grund für ausbleibende Zahlungen sind unberechtigte Mängelrügen. Das geplante Forderungssicherungsgesetz könnte den Betrieben dabei helfen, ihre Liquidität zu sichern. "Der Bundestag hat sich bereits im Frühjahr mit diesem Gesetz in erster Lesung befasst", kritisiert ZDH-Präsident Otto Kentzler. "Das Handwerk wartet immer noch, dass es endlich verabschiedet wird."

Private Pleiten auf Rekordniveau

Kritisch sehen beide Verbände die bevorstehende Umsatzsteuererhöhung. Sie mindere die Kaufkraft und könne die Schwarzarbeit fördern. Die Inkasso-Unternehmen befürchten außerdem negative Folgen für das Zahlungsverhalten. Laut Angaben des BDIU gibt es in diesem Jahr 100.000 Verbraucherinsolvenzen – 45 Prozent mehr als 2005. Hauptursachen: Überschuldung und Arbeitslosigkeit. Das 1999 eingeführte Verbraucherinsolvenzverfahren sieht der BDIU insgesamt kritisch: "Die Gläubiger gehen fast immer leer aus", kritisiert Inkasso-Präsident Jender. "Dabei war das ursprüngliche Ziel die bestmögliche Gläubigerbefriedigung."

Die von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries jetzt vorgestellten "Eckpunkte zum vereinfachten Entschuldungsverfahren" begrüßt Jender. Unter anderem soll der außergerichtliche Einigungsversuch zwischen Schuldner und Gläubigern künftig gestärkt werden. "Wichtigstes Ziel muss es allerdings bleiben, die Ursachen von Überschuldung zu bekämpfen", so Jender.

Vor allem junge Menschen verfügen nach den Erfahrungen der Inkasso-Unternehmen über eine zu geringe finanzielle Allgemeinbildung. Dem müsse entgegengesteuert werden. Als gutes Beispiel für praktische Schuldenprävention bereits im Schulunterricht sieht Jender das Projekt "Money & Kids" aus Nordrhein-Westfalen, bei dem Kinder an Grundschulen spielerisch den Umgang mit Geld erproben.

Schlechtes Zahlungsverhalten gefährdet viele Handwerksbetriebe

Forderungen müssen besser gesichert werden

Das Handwerk profitiert vom Aufschwung. Auch die Zahl der Insolvenzen ist rückläufig. Das schlechte Zahlungsverhalten gerade bei Handwerkerrechnungen kann nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, jedoch den weiteren Aufschwung gefährden. Häufiger Grund für ausbleibende Zahlungen sind unberechtigte Mängelrügen. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Herbstumfrage unter den 518 BDIU-Mitgliedsunternehmen. Gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks fordert der BDIU jetzt die Verabschiedung eines Forderungssicherungsgesetzes.

Die Wirtschaft wächst kräftig und auch die Binnennachfrage zieht an. "Davon profitiert insbesondere auch das Handwerk als Herz des Mittelstandes", berichtet Stephan Jender, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks in Berlin. Nach einer leichten Besserung im Vorjahr gehen jetzt die Insolvenzen im Handwerk deutlich zurück. Bis Ende 2006 werden höchstens 4.200 Betriebe zahlungsunfähig – 2005 lag deren Zahl noch bei 4.500. Auch für den Arbeitsmarkt liefert das Handwerk zentrale Impulse. Die Betriebe stellen außerdem dieses Jahr 163.000 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Darunter sind rund 9.000 Betriebe, die bislang nicht oder nicht mehr ausgebildet haben.

"Die Stimmung im Handwerk und im deutschen Mittelstand ist so gut wie seit Jahren nicht mehr", sagt Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Berlin. "Die Unternehmen haben sich für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet – jetzt müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessert werden. Denn gerade auch das Zahlungsverhalten bei Handwerkerrechnungen ist bei weitem nicht so erfreulich wie die derzeitige Stimmung."

Kunden im Handwerk zahlen schlecht

In ihrer aktuellen Herbstumfrage berichten lediglich 18 Prozent der 518 im Bundesverband Inkasso organisierten Unternehmen von einem besseren Zahlungsverhalten der Schuldner. 50 Prozent allerdings melden, dass sich das ohnehin schlechte Zahlungsverhalten seit dem Frühjahr nicht geändert hat. Besonders betroffen von mangelnder Rechnungstreue ist das Handwerk. Laut 66 Prozent der Inkasso-Unternehmen hat diese Branche aktuell besondere Probleme mit dem Zahlungsverhalten ihrer Kunden.

Kleine Betriebe müssen handeln

"Zwar profitiert das Handwerk zurzeit von einer hervorragenden Auftragslage", so BDIU-Präsident Jender. "Aber insbesondere kleine Betriebe können durch ausbleibende oder verzögerte Zahlungen schnell in Liquiditätsschwierigkeiten kommen. Das kann schlimmstenfalls bis zur Insolvenz führen." Die BDIU-Herbstumfrage bestätigt das Problem: 66 Prozent der Inkasso-Unternehmen sagen, dass verspätete Zahlungen der Kunden der Hauptgrund sind, warum Handwerksbetriebe Pleite gehen. Forderungsausfälle privater Auftraggeber nennen 64 Prozent. "Kleine Betriebe verfügen meist nur über ein dünnes finanzielles Polster und können Zahlungsausfälle kaum abfedern", erklärt Jender. "Hier ist ein professionelles Forderungsmanagement gefragt, das die Risiken möglichst gering hält."

Doch gerade kleine Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern mahnen bei ausstehenden Zahlungen oft viel zu spät – sei es, weil sie die Kundenbeziehung nicht gefährden wollen oder weil das notwendige Know-how in der eigenen Firma fehlt. 58 Prozent der Inkasso-Unternehmen bewerten das Mahnwesen der kleinen Betriebe mit der Schulnote "mangelhaft". "Rechnungen rechtzeitig anzumahnen ist keine Lässlichkeit", erläutert Jender dazu. "Der Handwerker signalisiert seinen Kunden so Professionalität. Die Erfahrung zeigt, dass sich Zahlungseingänge damit deutlich beschleunigen lassen."

Das Mahnwesen mittlerer Betriebe mit zehn bis 100 Mitarbeitern ist überwiegend befriedigend bis ausreichend. Bei Betrieben mit mehr als 100 Mitarbeitern bewertet die Mehrheit der Inkasso-Unternehmen (39 Prozent) das Mahnwesen mit der Note "gut". Größere Betriebe verfügen zudem meist über eigene Mahnabteilungen, die unmittelbar nach Zahlungsverzug den Kontakt zum Schuldner suchen. "Handwerksbetriebe sollten mit Hilfe von Inkasso-Spezialisten prüfen, ob und wie sie ihre Prozesse im Kunden- und Forderungsmanagement optimieren können, und diese Aufgaben bei Bedarf outsourcen", empfiehlt Kentzler.

Mängelrügen Grund für ausbleibende Zahlungen

Wichtigster Grund für ausbleibende Zahlungen durch private Kunden sind unberechtigte Reklamationen. 58 Prozent der BDIU-Unternehmen bestätigen das. Vor allem Betriebe aus den Gewerken Bau und Ausbau müssen wegen Mängelrügen lange auf ihr Geld warten. Häufig landet der Streitfall vor Gericht – ohne dass der Handwerker bereits einen Cent seiner berechtigten Forderungen gesehen hätte. "Die Betriebe gehen bei der Materialbeschaffung und mit ihrer Arbeit in Vorleistung", so Jender. "Leider gibt es auch zahlungsunwillige Kunden, die Gründe vorschieben, um Rechnungen nicht zu bezahlen. Die alte Regel ‚Gutes Geld für gute Arbeit’ ist einigen heute nichts mehr wert."

ZDH: Forderungssicherungsgesetz verabschieden

Einen Ausweg verspricht das geplante Forderungssicherungsgesetz, das unter anderem unberechtigte Mängelrügen erschwert. So soll die Wirkung der Abnahme vereinheitlich werden. Nach der Abnahme eines Werks durch den Auftraggeber darf der Bauträger seinen Subunternehmern die Abnahme nicht mehr wegen angeblicher Mängel verweigern. "Diese Änderung würde für viele Betriebe einen wichtigen Beitrag zur Liquiditätssicherung leisten", erklärt ZDH-Präsident Otto Kentzler. "Außerdem sollen Abschlagszahlungen erleichtert werden. Der Bundestag hat sich bereits im Frühjahr mit diesem Gesetz in erster Lesung befasst. Das Handwerk wartet immer noch, dass es endlich verabschiedet wird." BDIU-Präsident Jender pflichtet bei: "Dieses Gesetz, das zur Beschleunigung von Zahlungen beitragen kann und Gläubiger gegen unberechtigte Mängelrügen schützt, ist ein gutes Gesetz – wenn es denn endlich im Sinne unserer gemeinsamen Forderungen verabschiedet wird."

Weitere Gründe für ausbleibende Zahlungen von Privatkunden sind Arbeitslosigkeit (56 Prozent der Inkasso-Unternehmen bestätigen das), strittige Rechnungslegung (47 Prozent) und ein momentaner Liquiditätsengpass (42 Prozent). Dass Kunden das Bezahlen ihrer Rechnungen schlicht vergessen haben, können nur 9 Prozent der BDIU-Mitglieder bestätigen.

Gute Umsätze für Aufbau von Eigenkapital nutzen

Problematisch ist die Ausstattung mit Eigenkapital. 56 Prozent der BDIU-Mitglieder sagen, zu wenig Eigenkapital ist ein ausschlaggebender Grund für eine Handwerkerinsolvenz. "Vor allem kleine Betriebe sollten jetzt die gute Ertragslage nutzen, um Gewinne zu thesaurieren und ausreichend Eigenkapital aufzubauen", appelliert Jender. "Es gilt die Regel: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Das ist im Übrigen auch in Hinsicht auf Basel II zwingend notwendig." Anfang kommenden Jahres treten in Europa die neuen Richtlinien zur Kreditvergabe der Banken in Kraft. Die ausreichende Ausstattung mit Eigenkapital ist dann ein wichtiges Kriterium, damit eine Bank einem Unternehmen ein Darlehen gewährt.

Öffentliche Hand zahlt zu langsam

Umsatzsteuererhöhung fördert Schwarzarbeit

Problematisch ist nach Überzeugung von BDIU und ZDH zudem die zum 1. Januar 2007 beschlossene Umsatzsteuererhöhung. Zum einen erwarten die meisten Inkasso-Unternehmen (71 Prozent), dass diese das Zahlungsverhalten der privaten Schuldner negativ beeinflussen wird. Auf der anderen Seite befürchtet der Zentralverband des Deutschen Handwerks, dass eine höhere Umsatzsteuer zu mehr Schwarzarbeit und zu weniger Kaufkraft führen wird. "Das ist Gift für das deutsche Handwerk, und es wäre gut gewesen, hätte die Bundesregierung auf diese Steuererhöhung verzichtet", so ZDH-Präsident Otto Kentzler.

BDIU-Präsident Stephan Jender appelliert: "Der stabile Aufschwung ist eine Chance, die wir jetzt nutzen müssen. Neben der Reform der Unternehmenssteuern, die wir grundsätzlich begrüßen, ist die Bundesregierung nun gefragt, endlich mehr Maßnahmen zum Bürokratieabbau umzusetzen, damit die Unternehmen das freundliche Investitionsklima noch besser nutzen können. Das sorgt für mehr Arbeitsplätze und stabilisiert die Binnennachfrage."

Herbstumfrage der Inkasso-Unternehmen: Rückgang bei Firmenpleiten beschleunigt

Ungebremster Anstieg bei Verbraucherinsolvenzen

Der Rückgang der Unternehmensinsolvenzen beschleunigt sich. Dieses Jahr werden nach Berechnungen des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, voraussichtlich 30.500 Firmen zahlungsunfähig werden (minus 17 Prozent im Vergleich zu 2005). Grund dafür ist die gute Konjunktur. Gleichzeitig steigt die Zahl der Verbraucherinsolvenzen erstmals auf voraussichtlich rund 100.000 Verfahren (plus 45 Prozent). Wichtigste Ursachen: Arbeitslosigkeit, Überschuldung und mangelnde finanzielle Allgemeinbildung. Der BDIU fordert mehr bundesweite Anstrengungen zur Schuldenprävention, die bei Kindern und jungen Menschen ansetzen müssen.

Der robuste Aufschwung sorgt nun für einen deutlichen Rückgang bei den Unternehmensinsolvenzen. Laut Angaben des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, werden dieses Jahr voraussichtlich 30.500 Firmen zahlungsunfähig werden – 17 Prozent weniger als in 2005 (36.843). Der durch Insolvenzen entstehende volkswirtschaftliche Gesamtschaden sinkt auf voraussichtlich 30 Milliarden Euro (2005: 35 Milliarden Euro), 460.000 Arbeitsplätze sind gefährdet (2005: 530.000). Der positive Trend setzt sich fort: 2007 erwartet der BDIU trotz einer leichten Konjunkturabschwächung einen weiteren Rückgang der Pleiten deutlich unter die Marke von 30.000 – und damit den niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende. "Die Pleitewelle ebbt ab – zumindest bei den deutschen Unternehmen", erklärte BDIU-Präsident Stephan Jender am Montag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks in Berlin.

Im Laufe des Jahres hat sich der Rückgang bei den Firmenpleiten sogar beschleunigt. Noch im Januar und Februar nahm die Zahl der Unternehmenszusammenbrüche lediglich um 8 beziehungsweise 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ab. Besonders positiv verläuft die Entwicklung in Ostdeutschland. Hier gehen die Insolvenzen um deutlich über 20 Prozent zurück – und damit etwa doppelt so schnell wie im Westen. "Der Osten hat zwar immer noch Nachholbedarf", so Jender. "Aber es macht sich hier spürbar eine neue Aufbruchstimmung bemerkbar, und die Investitionsbedingungen für Unternehmen sind vielerorts besser als in mancher Region in den alten Ländern. Die jahrelangen Anstrengungen für den Aufbau Ost machen sich allmählich bezahlt, zumindest in den Entwicklungskernen."

Insolvenzen sind Problem vor allem kleiner Firmen

Insolvenzen betreffen in diesem Jahr vor allem kleine Firmen. Rund drei Viertel aller zahlungsunfähigen Unternehmen haben lediglich bis zu fünf Mitarbeiter. Insolvenzen mit vielen gefährdeten Arbeitsplätzen wie etwa bei dem Handyproduzenten BenQ sind die Ausnahme. "Vor allem größere Unternehmen haben aus der lange anhaltenden Pleitewelle gelernt und betriebswirtschaftliche Konsequenzen gezogen, etwa durch ein konsequenteres Forderungsmanagement", erklärt Jender. "Das hat ihre Liquiditätsbasis gestärkt und sie resistenter gegen Insolvenzrisiken gemacht."

Die gute Konjunktur beeinflusst auch das Zahlungsverhalten, insbesondere das von gewerblichen Schuldnern. Das belegt die aktuelle Herbstumfrage, die der Bundesverband Inkasso jetzt unter seinen 518 Mitgliedsunternehmen durchgeführt hat. Nur noch 46 Prozent der Inkasso-Unternehmen sagen, dass gewerbliche Schuldner Rechnungen aktuell wegen einer schlechten Auftragslage nicht bezahlen. Vor zwölf Monaten bemängelten das noch 75 Prozent der BDIU-Mitglieder. Hauptgründe für das Nichtbezahlen von Rechnungen sind bei gewerblichen Schuldner demnach ein momentaner Liquiditätsengpass (70 Prozent der BDIU-Mitglieder berichten davon) und hohe Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden (64 Prozent).

Zahlungsverhalten: Stimmung besser als die Lage

Insgesamt hat sich beim Zahlungsverhalten allerdings nicht viel verändert. 50 Prozent der Inkasso-Unternehmen berichten, dass Schuldner Rechnungen heute genauso schlecht bezahlen wie auch vor einem halben Jahr. "Die Stimmung ist besser als die Lage, zumindest was das Zahlungsverhalten angeht", kommentiert Stephan Jender. 53 Prozent der Inkasso-Unternehmen bemängeln, dass private Schuldner ihre Rechnungen vorsätzlich nicht bezahlen. "Viele Menschen kaufen Dinge auf Rechnung, obwohl sie ganz genau wissen, dass ihnen die dafür notwendigen finanziellen Mittel fehlen", sagt Jender. "Ein solches Verhalten ändert sich nicht von heute auf morgen. Wir fordern: Der alte Grundsatz von Treu und Glauben muss wieder gelten können. Das ist die unverzichtbare Basis einer jeden gesunden Geschäftsbeziehung und letztlich auch für einen dauerhaften, stabilen Aufschwung."

Ein schlechtes Zahlungsverhalten bescheinigen die Inkasso-Unternehmen in ihrer Umfrage vor allem den privaten Schuldnern. 45 Prozent der BDIU-Mitglieder berichten, dass Privatschuldner heute Rechnungen schlechter als noch im Frühjahr bezahlen. Nur 16 Prozent haben eine bessere Rechnungstreue beobachtet. Hauptgründe sind demnach Überschuldung (89 Prozent der Inkasso-Unternehmen sagen das) sowie Arbeitslosigkeit (82 Prozent). Einen momentanen Liquiditätsengpass als Ursache beobachteten 55 Prozent der BDIU-Unternehmen.

Verbraucherinsolvenzen erstmals sechsstellig

"Die zunehmende Überschuldung als Folge von Arbeitslosigkeit ist verantwortlich für die weitaus meisten Zahlungsschwierigkeiten", berichtet BDIU-Chef Jender. "Viele Menschen haben einen so hohen Schuldenberg angehäuft, dass sie auch kleinste Beträge nicht mehr begleichen können. Das ist eine akute Gefahr für die Binnennachfrage, die erst in den letzten Monaten wieder richtig angesprungen ist. Hier muss dringend gegengesteuert werden, oder der von der privaten Nachfrage getragene Aufschwung, von dem so viele Unternehmen derzeit profitieren, wird nur ein kurzes Zwischenkapitel bleiben."

Fast dreieinhalb Millionen Verbraucher gelten hierzulande als überschuldet. Das heißt: Ihre Ausgaben übersteigen dauerhaft ihre Einnahmen, sie sind nicht mehr dazu in der Lage, aus eigenen Kräften alle aufgenommenen Kredite zu tilgen und bestehenden Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Einen Ausweg wollte ihnen der Gesetzgeber 1999 mit dem Verbraucherinsolvenzverfahren ermöglichen. Deren Zahl steigt seit Jahren kontinuierlich an. "Dieses Jahr werden wir rund 100.000 private Insolvenzen haben, so viele wie noch nie", sagt Jender. Seit dem Jahr 2001, als auch völlig mittellose Schuldner Zugang zur Verbraucherinsolvenz erhielten, die nicht einmal die Prozesskosten bezahlen konnten – etwa 2.500 Euro pro Verfahren –, hat sich der Anstieg der Fälle beschleunigt. Für 2007 rechnet der BDIU mit deutlich mehr als 130.000 Verbraucherinsolvenzen. "Und vermutlich ist selbst das noch nicht das Ende der Fahnenstange, auch wenn die Gerichte bereits mit den jetzigen Verfahren mehr als ausgelastet sind", beklagt Jender.

Gläubiger gehen leer aus

Die Mehrheit der Privatinsolvenzen sind masselos ohne Gläubigerbefriedigung. Für die betroffenen Unternehmen heißt das, dass sie ihre Forderungen gegenüber einem Schuldner, der in die Verbraucherinsolvenz geht, meistens komplett ausbuchen müssen. "Dabei war das ursprüngliche Ziel der Verbraucherinsolvenz die bestmögliche Gläubigerbefriedigung", kritisiert der BDIU-Präsident. "Davon sind wir heute weiter denn je entfernt. Stattdessen müssen Gläubiger zusätzliches Geld in die Hand nehmen, nur um zu erfahren, dass ihr Schuldner letztlich in die Insolvenz geht. So kann unsere Wirtschaft nicht funktionieren."

Die Verbraucherinsolvenz steht zunehmend in der Kritik. Zurzeit wird über verschiedene Reformvorschläge diskutiert. Einer stammt von einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe, auf dessen Grundlage das Bundesjustizministerium Anfang Juni einen Entwurf für eine Änderung des Insolvenzverfahrens insbesondere für völlig mittellose Personen veröffentlicht hat.

Als Antwort darauf haben namhafte Insolvenzrechtler einen Alternativ-Vorschlag formuliert, den der BDIU im Grundsatz unterstützt. Demnach soll der außergerichtliche Einigungsversuch zwischen Schuldner und Gläubigern künftig gestärkt werden. "Es ist für die Allgemeinheit wesentlich kostengünstiger, wenn nicht erst die Gerichte mit einem Insolvenzverfahren tätig werden müssen", argumentiert Jender. Die Vorschläge sehen zudem eine Entbürokratisierung des Verfahrens für mittellose Personen vor. Außerdem soll für mittellose Schuldner während der Wohlverhaltensphase ein Treuhänder bestellt werden, der eine gleichmäßige Befriedigung der Gläubiger gewährleistet.

In der vergangenen Woche hat Bundesjustizministerin Brigitte Zypries "Eckpunkte zum vereinfachten Entschuldungsverfahren" präsentiert, die aus Sicht des BDIU im Wesentlichen dem Inhalt dieses Alternativ-Entwurfs zu entsprechen scheinen. "Wir begrüßen diese Eckpunkte", so Jender. Allerdings müsse man zunächst einen konkreten Gesetzentwurf abwarten. "Jedenfalls ist man im Bundesjustizministerium jetzt auf der richtigen Schiene", lobt der BDIU-Präsident. "Wichtigstes Ziel muss es allerdings bleiben, die Ursachen von Überschuldung zu bekämpfen."

BDIU: Finanzielle Allgemeinbildung stärken

Laut Erfahrung der Inkasso-Unternehmen sind diese Ursachen klar zu erkennen: Meistens sorgen unvorhergesehene Lebensumstände wie Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Ehescheidungen dafür, dass eingegangene Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllt werden können. Auch ehemals Selbstständige, deren Unternehmung wirtschaftlich gescheitert ist, sind von Überschuldung betroffen. "Immer häufiger stellen wir aber auch fest: Die Menschen verfügen über eine zu geringe finanzielle Allgemeinbildung", berichtet Jender. "Sie nehmen Kredite auf und kaufen auf Rechnung, ohne vorher die finanziellen Folgen einer solchen Investition durchzurechnen. Leider trifft das auch auf viele junge Leute zu."

Die BDIU-Unternehmen berichten mehrheitlich (52 Prozent), dass junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24 Jahren Rechnungen schlechter bezahlen als über 25-Jährige. Ein Grund dafür ist: Schulen und Ausbildungsstätten klären zu wenig über die Folgen von Überschuldung auf. Außerdem fehlt es vielfach an vorbildlichen Verhaltensbeispielen im Elternhaus, 68 Prozent der BDIU-Mitglieder bestätigen das. "Das Erlangen von Finanzkompetenz bedeutet eine unverzichtbare Grundfertigkeit", sagt Jender. "Wie man mit seinem Geld vernünftig umgeht, ist letztlich keine Frage von Talent, sondern etwas, das man durch Üben und Fallbeispiele erlernen muss. Ein gutes Beispiel für praktische Schuldenprävention bereits im Schulunterricht ist das Projekt ‚Money & Kids’ aus Nordrhein-Westfalen."

Appell zum gemeinsamen Kampf gegen Überschuldung

Seit dem Beginn dieses Schuljahres können Schülerinnen und Schüler an 16 Ganztagsgrundschulen in NRW spielerisch den Umgang mit Geld erproben. Dabei werden Themen wie der Kreislauf des Geldes und der richtige Umgang mit Taschengeld erarbeitet. "Money & Kids" ist Teil des Netzwerks Finanzkompetenz NRW. Hier erörtern Vertreter von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, Verbraucherschutz und Schuldnerberatung gemeinsam mit Gläubigervertretern, wie Überschuldung bekämpft werden kann. Auch der BDIU ist in diesem Projekt seit dessen Start im Januar 2006 engagiert. "Andere Bundesländer sollten sich an diesem Projekt ein Beispiel nehmen", so Jender. "Die Bekämpfung von Überschuldung ist eine zentrale Zukunftsaufgabe. Es gibt zurzeit viele Anstrengungen, die in die richtige Richtung gehen. Aber es müssen sich noch mehr gesellschaftliche Kräfte sowie Vertreter aus Wirtschaft und Politik engagieren. Nur so können wir den Wohlstand in Deutschland auf Dauer sichern."

Eine Institution mit Tradition: Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.

Inkasso-Unternehmen als Partner der Wirtschaft

Im Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) sind heute 518 der insgesamt gut 700 in Deutschland tätigen Inkasso-Unternehmen organisiert. Sie haben einen Marktanteil von über 90 Prozent. Seit 1956 vertritt der Verband mit Geschäftsstelle in Hamburg bundesweit die Interessen der Inkasso-Branche gegenüber der Öffentlichkeit. Die Inkasso-Firmen realisieren die Forderungen ihrer Auftraggeber und führen sie so dem Wirtschaftskreislauf wieder zu. Pro Jahr sind das zurzeit gut 4 Milliarden Euro. Zusammen sind die BDIU-Mitgliedsunternehmen beauftragt, ein Forderungsvolumen von zurzeit rund 22 Milliarden Euro einzuziehen. Im vorgerichtlichen Inkasso erzielen sie je nach Forderungsart durchschnittlich in deutlich über 50 Prozent aller Fälle Zahlungen. Die Anfänge dieses traditionsreichen Wirtschaftszweiges gehen sogar auf das Jahr 1872 zurück, als das erste "Auskunfts- und Kontrollbureau" seine Tätigkeit aufnahm.

Damals wie heute verstehen sich Inkasso-Unternehmen als Partner im Auftrag der Wirtschaft, um deren Forderungen außergerichtlich markt- und situationsgerecht durchzusetzen. So widmen sich die vom BDIU repräsentierten Unternehmen vor allem den klassischen Aufgaben der Branche: dem Inkasso kaufmännisch ausgemahnter, nicht gerichtlich geltend gemachter Forderungen sowie der Einziehung bereits titulierter Forderungen. Hierzu zählen auch wichtige Kontrollfunktionen und Überwachungsverfahren.

Zunehmend an Bedeutung gewinnt die außergerichtliche Beratung des Gläubigers, die einen weiterhin positiven Geschäftskontakt mit dem jeweiligen Schuldner sicherstellen soll. Seit 1994 gibt es eine in der Satzung des Verbandes festgeschriebene Schiedsstelle: den so genannten Ombudsmann. Er vermittelt unbürokratisch bei streitigen Fällen.

Die Kunden der Inkasso-Branche sind Firmen aus den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen. Im Vergleich zu betriebseigenen Mahnabteilungen können Inkasso-Unternehmen in der Regel auf eine deutlich höhere Erfolgsquote bei vergleichsweise niedrigen Kosten verweisen. Denn im Gegensatz zu den gesetzlich geregelten Leistungsentgelten, die etwa Rechtsanwälte erhalten, werden die Honorarsätze mit dem Gläubiger frei ausgehandelt. Neben dem Kostenvorteil entlasten Inkasso-Firmen ihre Auftraggeber wirkungsvoll in einem Bereich, der deren unternehmerische Tätigkeit ansonsten nur behindern und einschränken würde. So sind der BDIU und seine Mitglieder zu einem unverzichtbaren Partner der Wirtschaft beim Forderungsmanagement geworden. Immer häufiger wird der Bundesverband Inkasso auch von staatlichen Organen zu gutachterlichen Stellungnahmen aufgefordert. Denn durch eine offensive Verbandspolitik und freiwillige Selbstkontrolle gelang es, das Image des Berufsstandes nachhaltig zu verbessern: Alle Inkasso-Unternehmen sind rechtsstaatlichen Verfahrensweisen verpflichtet und unterliegen der Überwachung durch örtliche Gerichte. Sie müssen geordnete wirtschaftliche Verhältnisse sowie umfangreiche theoretische und praktische Rechtskenntnisse nachweisen. Durch "berufsrechtliche Richtlinien" haben sich die BDIU-Mitglieder hohe Maßstäbe für den außergerichtlichen Forderungseinzug von Privatpersonen und Unternehmen gesetzt.

Der ZDH

Im Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) mit Sitz im Berliner Haus des Deutschen Handwerks sind die 54 Handwerkskammern, 38 Zentralfachverbände des Handwerks sowie bedeutende wirtschaftliche und sonstige Einrichtungen des Handwerks in Deutschland zusammengeschlossen.

Der ZDH dient der einheitlichen Willensbildung in allen grundsätzlichen Fragen der Handwerkspolitik. Er vertritt die Gesamtinteressen des Handwerks gegenüber Bundestag, Bundesregierung und anderen zentralen Behörden, der Europäischen Union (EU) und internationalen Organisationen.

In Brüssel unterhält der ZDH ein eigenes Büro. Darüber hinaus ist er Mitglied der UEAPME (Europäische Union des Handwerks und der Klein- und Mittelbetriebe) in Brüssel, die zahlreiche Aktivitäten mit Partnerorganisationen auf EU-Ebene initiiert und koordiniert.

Außerdem unterhalten der ZDH und seine Mitglieder ein Netz von Partnerschaften mit vergleichbaren Organisationen in Mittel- und Osteuropa und in Entwicklungsländern. In diesem Rahmen wird "Hilfe zur Selbsthilfe" praktiziert, die die Partner in die Lage versetzt, die Interessen kleiner und mittlerer Betriebe und des Handwerks zu vertreten.

Berlin, den 20. November 2006



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    Quelle: Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. und mit freundlicher Genehmigung der muehlhaus & moers kommunikation gmbhH