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Pressekonferenz des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) vom 3. November 2005Pleitewelle bei Unternehmen gebrochen Verbraucherinsolvenzen auf neuem Rekord Bundesverband Inkasso fordert konkrete Maßnahmen der neuen Bundesregierung zur Schuldenkrise Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) ist die Pleitewelle bei den Unternehmensinsolvenzen gebrochen. Rund 38.000 Firmenpleiten werden für dieses Jahr prognostiziert - gut 3 Prozent weniger als noch im vergangenen Jahr (39.213). Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden liegt bei voraussichtlich 35 Milliarden Euro. Rund 530.000 Arbeitsplätze sind betroffen. Das sind 12 Prozent weniger als noch 2004. "Für die Zukunft der Unternehmen gibt es nach wie vor allerdings Unwägbarkeiten, die von der Herbstumfrage bei unseren 516 Mitgliedsunternehmen bestätigt werden", so BDIU-Präsident Stephan Jender. Demnach berichten nur 7 Prozent, dass Schuldner heute Rechnungen besser bezahlen als noch vor einem halben Jahr. Bei gewerblichen Schuldnern stellen 34 Prozent der Inkasso-Unternehmen eine Verschlechterung fest. Bei privaten Schuldnern liegt dieser Wert sogar bei 55 Prozent. Besonders betroffen ist nach wie vor der Bau. In ihrer Herbstumfrage sagen 73 Prozent der im BDIU organisierten Inkasso-Unternehmen, dass besonders die Baubranche Probleme mit dem Zahlungsverhalten ihrer Kunden hat. Auch die öffentliche Hand sei weiter ein schlechter Zahler. Das sei besonders bitter für das Handwerk, betont Jender. 66 Prozent der Inkasso-Unternehmen sehen das Handwerk vor besonderen Problemen. Die schlechte Finanzkraft insbesondere der kommunalen Haushalte hat hier offensichtlich direkte Auswirkungen auf das Zahlungsverhalten. Auch das eigene Forderungsmanagement der Kommunen sei überwiegend mangelhaft. "Wir fordern die neue Bundesregierung auf, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu ändern, damit in Zukunft die Kommunen effizienter ihre Forderungen realisieren können - durch das Auslagern an Experten für Forderungsmanagement", so Jender. 70.000 Privatpleiten in diesem Jahr Der Bundesverband Inkasso erwartet für dieses Jahr 70.000 Verbraucherinsolvenzen - ein Plus von mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2004: 49.123). Grund sei vor allem Überschuldung. 3 Millionen Deutsche gelten als betroffen und könnten das Verfahren beantragen. "Dieser extreme Anstieg bedeutet zunächst einmal, dass immer mehr Betroffene von der Möglichkeit zur Verbraucherinsolvenz wissen und dieses Verfahren auch nutzen. Die Anzahl der überschuldeten Privathaushalte hat jedoch nicht in diesem Maße zugenommen", so BDIU-Präsident Jender. "Das Verbraucherinsolvenzverfahren ist zur Zeit bürokratisch und teuer für den Steuerzahler. In diesem Jahr kann das rund 200 Millionen Euro kosten", erklärt BDIU-Pressesprecher Wolfgang Spitz. "Wir fordern stattdessen bei der anstehenden Reform eine Stärkung der Gläubigerinteressen und die Konzentration auf das weitaus kostengünstigere außergerichtliche Einigungsverfahren." Auch die Zwangsvollstreckungsmöglichkeiten müssten verstärkt werden. "Wir brauchen mehr Gerichtsvollzieher. Und wir brauchen mehr Effizienz. Voraussetzung hierfür ist, dass sich die Gerichtsvollzieher auch weiterhin auf ihre Kernaufgabe im Bereich der Zwangsvollstreckung konzentrieren können", so Spitz. Ausdrücklich fordert der Inkasso-Verband weitere Initiativen der neuen Bundesregierung bei der Prävention. Nicht nur die Schuldnerberater müssten besser ausgestattet werden, "vor allem muss der Umgang mit Geld und Schulden bereits in der Schule beginnen. Hier brauchen wir dringend eine Verankerung in den Lehrplänen aller Schulen und eine Erweiterung der Unterrichtsmaterialien," so Wolfgang Spitz. Trendwende bei Unternehmenspleiten Insolvenzschäden gehen deutlich zurück Zahlungsverhalten kaum gebessert Die Trendwende bei der Pleitewelle von Unternehmen in Deutschland ist geschafft. In diesem Jahr werden nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, rund 38.000 Firmen insolvent werden (2004: 39.213). Die Insolvenzschäden gehen um gut 10 Prozent auf 35 Milliarden Euro zurück, die Zahl der durch Pleiten bedrohten Arbeitsplätze sinkt um 12 Prozent auf 530.000. BDIU-Präsident Stephan Jender erwartet, dass sich der positive Trend im nächsten Jahr fortsetzt. Der Rückgang der Unternehmensinsolvenzen beschleunigt sich. In diesem Jahr werden nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, 38.000 Firmen zahlungsunfähig werden - gut 3 Prozent weniger als noch im vergangenen Jahr (39.213). Trotz anhaltender Liquiditätsschwäche in zahlreichen Betrieben rechnet der Inkasso-Verband damit, dass sich diese Erholung auch im kommenden Jahr weiter fortsetzt. "Die Höchststände bei den Unternehmenszusammenbrüchen haben wir jetzt hinter uns gelassen", sagte BDIU-Präsident Stephan Jender anlässlich der Vorstellung der Herbstumfrage der Inkasso-Unternehmen am Donnerstag in Berlin. "Das ist auch Ausdruck der positiven Signale von der Konjunktur. Die Wirtschaft springt jetzt endlich an." Erfahrungsgemäß vollziehen die Unternehmensinsolvenzen konjunkturelle Entwicklungen jedoch erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung. Daher gehe die Zahl der Unternehmenszusammenbrüche in diesem Jahr zunächst nur leicht zurück. "Wenn die große Koalition jetzt in einer gemeinsamen Kraftanstrengung die Stellschrauben für ein anhaltendes Wachstum justiert, werden wir spätestens in zwei Jahren einen deutlichen Rückgang bei den Unternehmensinsolvenzen verzeichnen können. Dann ist die Pleitewelle endlich Geschichte." Weniger Arbeitsplätze durch Pleiten gefährdet Auch die Insolvenzschäden gehen deutlich zurück. So sinkt der volkswirtschaftliche Gesamtschaden, der durch Insolvenzen in diesem Jahr verursacht wird, um gut 10 Prozent auf voraussichtlich rund 35 Milliarden Euro. Ebenfalls relativ positiv: Die Zahl der drohenden Arbeitsplatzverluste verringert sich um 12 Prozent auf voraussichtlich 530.000 - im vergangenen Jahr mussten noch 600.000 Beschäftigte um ihren Arbeitsplatz fürchten, weil ihr Arbeitgeber oder ein Zulieferbetrieb Pleite gegangen war. "In absoluten Zahlen bewegen wir uns bei den Unternehmensinsolvenzen zwar in etwa auf dem Niveau des Jahres 2002", erläutert BDIU-Chef Jender, "dennoch haben wir aktuell deutlich weniger Insolvenzschäden zu verzeichnen als noch vor drei Jahren. Das ist eine positive Entwicklung, die uns optimistisch für die Zukunft stimmt." Mehr kleine Firmen insolvent Ein Grund: Insolvenzen betreffen zunehmend kleinere und Kleinstbetriebe. Fast drei Viertel aller in diesem Jahr zahlungsunfähig werdenden Unternehmen haben lediglich bis zu fünf Mitarbeiter. Zahlreiche spektakuläre Großinsolvenzen wie in den vergangenen Jahren hat es 2005 nicht gegeben; weniger als ein Prozent aller in diesem Jahr insolventen Firmen hat mehr als 100 Beschäftigte. "Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass erstmals seit fünf Jahren auch in Westdeutschland die Zahl der Unternehmensinsolvenzen rückläufig ist", berichtet Jender. In den neuen Bundesländern sinkt die Zahl der Firmenzusammenbrüche bereits seit 2003 jeweils deutlich im Vergleich zu den Vorjahren. "Wir erwarten, dass die Firmenpleiten dieses Jahr in West- wie in Ostdeutschland etwa gleichmäßig stark zurückgehen werden. Die Vereinheitlichung dieses Trends spricht dafür, dass sich hier eine nachhaltige Entwicklung verstetigt, und das untermauert unsere positive Gesamteinschätzung." Dennoch kann laut BDIU noch keine Entwarnung bei den Unternehmensinsolvenzen gegeben werden. "Für die Zukunft der Firmen in diesem Land gibt es nach wie vor zahlreiche Unwägbarkeiten, und unsere Herbstumfrage zeigt, wo einige der Probleme liegen", schränkt Stephan Jender ein. So hat sich das Zahlungsverhalten privater und gewerblicher Schuldner in den vergangenen sechs Monaten nicht verbessert. In der traditionellen Herbstumfrage unter den 516 Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes Inkasso berichten nur 7 Prozent, dass Schuldner heute Rechnungen besser zahlen als noch vor einem halben Jahr. 52 Prozent sagen, das Zahlungsverhalten ist unverändert. Die schlechte Rechnungstreue der Kunden gefährdet damit weiterhin die Liquiditätsbasis der Unternehmen in Deutschland und macht sie anfällig für neuerliche Krisen. Von Insolvenzen stark betroffen ist nach wie vor das Baugewerbe. Jedes fünfte insolvente Unternehmen stammt aus dieser Branche. Auch bei den Insolvenzhäufigkeiten liegt der Bau an der Spitze aller Branchen. Auf 10.000 Unternehmen kommen hier in diesem Jahr 240 Pleiten - und damit rund doppelt so viele wie im Durchschnitt aller Wirtschaftsbereiche. Ein Grund dafür ist das gerade im Bau ausgeprägte schlechte Zahlungsverhalten der Kunden. Das bestätigen die Inkasso-Unternehmen in ihrer Herbstumfrage. 73 Prozent machen darin die Angabe, dass das Baugewerbe derzeit besondere Probleme mit dem Zahlungsverhalten seiner Kunden hat. Schlechte Binnennachfrage schwächt Handel Darüber hinaus bemängelt ein Drittel aller BDIU-Mitglieder das Zahlungsverhalten der Kunden im Einzelhandel. 16 Prozent nennen den Großhandel als besondere Problembranche. Noch viel stärker als das schlechte Zahlungsverhalten der Kunden trifft insbesondere den Einzelhandel die anhaltende Konsumzurückhaltung der Deutschen. Die Umsätze stagnieren, vielfach sind sie sogar rückläufig. "Die Binnennachfrage muss endlich anziehen, damit der Handel und alle seine Beschäftigten von der grundsätzlich positiven Gesamtentwicklung profitieren können", so Stephan Jender. Denn auch beim Insolvenztrend läuft der Handel den anderen Branchen noch hinterher. Die Zahl der Firmenzusammenbrüche wird in diesem Wirtschaftszweig in diesem Jahr voraussichtlich kaum zurückgehen. Weitere Problembranchen sind laut Beobachtung der Inkasso-Unternehmen das Handwerk insgesamt (66 Prozent) und das Dienstleistungsgewerbe (56 Prozent). Vor allem kleine Handwerksbetriebe sind laut Beobachtung der Inkasso-Unternehmen auch weiterhin in ihrer Liquidität bedroht. "Gerade in kleinen Betrieben kann ein schlechtes Zahlungsverhalten der Kunden schnell fatale Auswirkungen haben", so Jender. "Viele kleine Betriebe sind in ihrem Geschäftsmodell von nur einem oder wenigen Auftraggebern abhängig. Ist dieser dann in seiner Rechnungstreue nachlässig, trocknet schnell die Liquidität des ganzen Betriebes aus - oft mit der unmittelbaren Folge der Insolvenz." Betriebe müssen Eigenkapital aufstocken In ihrer Herbstumfrage haben die BDIU-Unternehmen untersucht, welche Gründe aktuell für die Insolvenz von Handwerksbetrieben verantwortlich sind. 73 Prozent führen darin verspätete Zahlungen der Kunden an, laut 67 Prozent sind insbesondere Forderungsausfälle privater Auftraggeber dafür verantwortlich, warum Handwerksbetriebe in diesem Jahr zum Insolvenzrichter gehen müssen. Des Weiteren kritisieren 61 Prozent ein unzureichendes betriebliches Mahnwesen, 60 Prozent bemängeln eine nicht ausreichende Ausstattung mit Eigenkapital. "Beim Eigenkapital stehen bei vielen Betrieben die Hausaufgaben noch an", mahnt Jender. "Das ist nicht nur erforderlich, um die eigene Firma krisenfest gegen eine Insolvenz zu machen. Auch die mit Basel II bald in Kraft tretenden neuen Kreditvergaberichtlinien der Banken machen eine bessere Ausstattung mit Eigenkapital unbedingt erforderlich." Ein wichtiger Auftraggeber für Handwerksbetriebe vor Ort ist traditionell die öffentliche Hand. Deren Zahlungsverhalten kritisieren die Inkasso-Unternehmen schon seit einiger Zeit. In ihrer Herbstumfrage sagen immerhin 17 Prozent, dass der öffentliche Sektor heute schlechter zahlt als noch vor sechs Monaten. Nach Erfahrung von 80 Prozent der BDIU-Unternehmen hat sich das Zahlungsverhalten des öffentlichen Sektors im letzten halben Jahr weder verbessert noch weiter verschlechtert. "Die öffentliche Hand zahlt zwar die Rechnungen", stellt Jender klar, "aber leider häufig nicht rechtzeitig genug, dass die Gläubigerbetriebe für ihre eigenen Ausgaben termingerecht aufkommen können." Öffentliche Hand schlechter Zahler Denn auch um die Finanzkraft der kommunalen Haushalte selbst steht es aktuell nicht besonders gut. Der Deutsche Städtetag rechnet damit, dass das Jahresdefizit der Kommunen - also die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben - in diesem Jahr auf fast 6 Milliarden Euro ansteigen wird (2004: 3,8 Milliarden Euro). Insgesamt summierten sich die Defizite in den Haushalten der Mitglieder des Deutschen Städtetages im letzten Jahr auf über 9 Milliarden Euro. Gleichzeitig sinken die Investitionen der Städte und Gemeinden - und damit auch das Auftragsvolumen, mit dem die Kommunen Betriebe vor Ort versorgen können. Seit 1992 sind die Investitionen nach Angaben des Städtetages um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. "Öffentliche Auftraggeber haben eine Vorbildfunktion", stellt Stephan Jender klar, "auch beim Zahlungsverhalten. Es darf nicht sein, dass eigene Finanzprobleme durch das Verzögern von fälligen Rechnungen auf die kleinen Betriebe abgewälzt werden. Immerhin sind davon zahlreiche Arbeitsplätze abhängig." Aber Städte und Gemeinden sind nicht nur Schuldner, sie sind auch in der Rolle des Gläubigers und haben die Aufgabe, eigene Forderungen gegenüber Schuldnern zu realisieren. "Dieses eigene Forderungsmanagement der Kommunen kann und muss unserer Meinung nach verbessert werden", erklärt BDIU-Präsident Stephan Jender. In ihrer Herbstumfrage beurteilt die Mehrheit der Inkasso-Unternehmen (52 Prozent) das eigene Forderungsmanagement der öffentlichen Hand mit der Schulnote "mangelhaft" - lediglich 17 Prozent bewerten es als "befriedigend", die Bestnote "sehr gut" erteilt keines der befragten Inkasso-Unternehmen. BDIU: Öffentliche Hand soll Forderungsmanagement auslagern Ein Weg, die Einnahmebasis der Städte und Gemeinden wieder zu verbessern, ist daher nach Einschätzung des BDIU das Auslagern des Forderungsmanagements auf dafür spezialisierte Dienstleister. In ihrer Herbstumfrage zeigen sich die BDIU-Unternehmen von den Vorteilen dieses Vorschlags überzeugt. Fast drei Viertel der befragten Firmen erwarteten dadurch deutliche Kosteneinsparungen für die öffentliche Hand, etwa über höhere Realisierungsquoten (70 Prozent), eine spürbare Entlastung der Verwaltungsmitarbeiter (70 Prozent) sowie einen Rückgang der Personalkosten (74 Prozent). 77 Prozent erwarten, dass sich Forderungen deutlich schneller einziehen lassen - und somit die Liquiditäsbasis der Gemeinden steigern lässt. "Zurzeit ist in diesem Land vieles im Umbruch", fasst Stephan Jender zusammen, "und in machen Bereichen ist es jetzt notwendig, neue, bislang ungewohnte Wege zu beschreiten. Wir sind bereit, unseren Teil dazu beizutragen. Firmenpleiten und die zunehmende Verschuldung von Verbrauchern müssen auf der Agenda der neuen Bundesregierung stehen. Die Chance auf den Aufschwung darf nicht verspielt werden." 70.000 Privatpleiten in diesem Jahr Überschuldung und Arbeitslosigkeit Gründe für schlechtes Zahlungsverhalten Bundesverband Inkasso fordert von neuer Bundesregierung konsequente Bekämpfung von Überschuldung Die Konjunktur zeigt erste Anzeichen einer durchgreifenden Erholung. Trotzdem bleibt die finanzielle Lage bei den privaten Verbrauchern weiterhin angespannt. Laut Einschätzung des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, werden die Verbraucherinsolvenzen in diesem Jahr auf rund 70.000 Fälle steigen - ein Plus von mehr als 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2004: 49.123). Die Hauptgründe, warum private Verbraucher fällige Rechnungen zurzeit nicht bezahlen, sind nach der aktuellen Herbstumfrage unter den 516 Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes Inkasso Überschuldung und die hohe Arbeitslosigkeit. BDIU-Präsident Stephan Jender sagte anlässlich der Präsentation der Herbstumfrage am Donnerstag in Berlin: "Die große Koalition hat in den kommenden vier Jahren die einmalige Chance, in einer gemeinsamen Kraftanstrengung die strukturelle Massenarbeitslosigkeit in diesem Land konsequent zu bekämpfen. Das ist die unverzichtbare Basis, um der Schuldenmisere der privaten Haushalte beizukommen." Das Zahlungsverhalten privater und gewerblicher Schuldner in Deutschland ist weiterhin schlecht. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der traditionellen Herbstumfrage, die der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, jetzt unter seinen 516 Mitgliedsunternehmen durchgeführt hat. Die Mehrheit der Inkasso-Unternehmen (52 Prozent) beobachtet demnach, dass sich das Zahlungsverhalten der Schuldner in den vergangenen sechs Monaten nicht verändert hat. Lediglich 7 Prozent berichten von einer Besserung. Gewerbliche Schuldner zahlen besser als private Befragt nach dem Zahlungsverhalten privater und gewerblicher Schuldner, bemängeln die BDIU-Mitglieder vor allem die Rechnungstreue der Privaten: Nach Erfahrung von 55 Prozent der Inkasso-Unternehmen zahlen private Schuldner heute ihre Rechnungen schlechter als noch vor sechs Monaten. Dagegen sagt eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent der BDIU-Unternehmen, dass sich das Zahlungsverhalten gewerblicher Schuldner weder verschlechtert noch verbessert hat. BDIU-Präsident Stephan Jender erläutert: "Diese Zahlen sind Ausdruck der Verunsicherung der privaten Verbraucher. Viele Arbeitslose haben kein Geld, und viele Beschäftigte haben Angst, arbeitslos zu werden. Das ist ein Teufelskreis. Viele haben Sorgen um ihre finanzielle Zukunft, wissen nicht, wie sich die sozialen Sicherungssysteme weiter entwickeln werden. Diese Unwägbarkeiten haben den Menschen die Geldbörse zugenäht - und leider sind sie auch beim Bezahlen von Rechnungen unverantwortlich nachlässig geworden. Jetzt, wo die politischen Entscheidungen für die Zukunft dieses Landes klarer werden und die Wirtschaft endlich wieder in Gang kommt, sehen wir auch erste Anzeichen einer Besserung beim Zahlungsverhalten." Nach den Gründen für ausbleibende Zahlungen privater Schuldner gefragt, nennen fast alle Inkasso-Unternehmen (91 Prozent) Überschuldung. 87 Prozent beobachten, dass Arbeitslosigkeit die Ursache ist. Immerhin 46 Prozent sagen, dass Privatschuldner Rechnungen vorsätzlich nicht oder zu spät bezahlen - häufig auch aufgrund der eigenen Unsicherheit über ihre finanzielle Zukunft. 45 Prozent nennen einen vorübergehenden Liquiditätsengpass. Große Koalition muss Arbeitslosigkeit bekämpfen BDIU-Chef Jender dazu: "Unsere Herbstumfrage belegt: Arbeitslosigkeit und Überschuldung sind aktuell die wesentlichen Gründe, warum Gläubiger das ihnen zustehende Geld nicht erhalten. Das zeigt, in welchen Bereichen die große Koalition unter Bundeskanzlerin Merkel dringend handeln muss: Überschuldung und Arbeitslosigkeit müssen bekämpft werden." Mehr als 3 Millionen Deutsche gelten zurzeit als überschuldet. Praktisch heißt das: Ihr laufendes Einkommen reicht dauerhaft nicht aus, um Zahlungsverpflichtungen aus offenen Rechnungen, laufenden Krediten und für den Lebensunterhalt wie etwa Miete, Nahrung und Kleidung zu bedienen. Wer überschuldet ist, hat seit 1999 die Möglichkeit, sich in einem gerichtlichen Verfahren von seinen Zahlungsverpflichtungen zu befreien - die so genannte Privatinsolvenz. Dieses gerichtliche Verfahren wird seit Inkrafttreten zunehmend in Anspruch genommen. Machten noch im ersten Jahr lediglich 3.357 Personen davon Gebrauch, stieg deren Zahl schnell nach nur drei Jahren auf über 21.000 Fälle an (2002: 21.441). In diesem Jahr erwartet der Bundesverband Inkasso einen neuerlichen Rekord: Rund 70.000 Personen werden bis Ende Dezember ein privates Insolvenzverfahren eröffnen - ein Plus von mehr als 40 Prozent verglichen mit dem Vorjahr (49.213). "Dieser extrem starke Anstieg bedeutet zunächst einmal, dass immer mehr Betroffene von der Möglichkeit zu diesem Verfahren wissen und dieses auch nutzen", stellt Jender klar. "Die Verschuldung der Privathaushalte insgesamt hat glücklicherweise nicht in diesem Maße zugenommen." Aufgrund der steigenden Bekanntheit rechnet der BDIU damit, dass auch im nächsten Jahr die Verbraucherinsolvenzen auf einen neuen Rekordstand klettern werden. "Für redliche Schuldner ist ein privates Insolvenzverfahren ein möglicher Weg, um wieder am wirtschaftlichen Leben teilnehmen zu können", unterstreicht auch BDIU-Pressesprecher Wolfgang Spitz. In einem sechsjährigen Verfahren, der so genannten Wohlverhaltensperiode, wird das pfändbare Einkommen des Schuldners basierend auf einem gerichtlichen Plan unter seinen Gläubigern aufgeteilt. Danach ist die betroffene Person wieder schuldenfrei. "In diesem Jahr sind nun die ersten Restschuldbefreiungen ausgesprochen worden", fügt Spitz hinzu. "Das heißt, wir werden jetzt feststellen können, ob sich die entsprechenden Personen wieder eine wirtschaftliche Existenz aufbauen - oder möglicherweise erneut verschulden. Diese Erfahrungswerte sind wichtig, um über die Zukunft dieses Verfahrens zu entscheiden. Aber auch in ihrer jetzigen Form muss die Verbraucherinsolvenz dringend reformiert werden." Verbraucherinsolvenzen kosten Steuerzahler dieses Jahr rund 200 Millionen Euro Seit seinem Bestehen ist das Verfahren bereits mehrfach verändert worden. So können inzwischen auch völlig mittellose Schuldner eine Verbraucherinsolvenz beantragen. Zunächst hatten die Überschuldeten zumindest die Prozesskosten bezahlen müssen. Hierfür tritt mittlerweile die Staatskasse in Vorleistung und stundet den Betroffenen die entsprechenden Beträge. Mittlerweile sind weit über 80 Prozent aller Verbraucherinsolvenzen so genannte Nullpläne, in denen die Schuldner über keine pfändbare Masse verfügen. Die Verfahrenskosten liegen allerdings in der Regel bei bis zu 3.000 Euro. Die rund 70.000 Verbraucherinsolvenzen in diesem Jahr kosten die Staatskasse zunächst rund 200 Millionen Euro. "Geld, das der Steuerzahler vermutlich nie wiedersehen wird", kritisiert Wolfgang Spitz. "Denn wovon sollten die Leute nach ihrer Restschuldbefreiung auf einmal die Prozesskosten bezahlen können? Zurzeit gibt es bei den Privatpleiten nur eine Entwicklung: Immer mehr Fälle, immer höhere Kosten - und die Gläubiger sehen keinen einzigen Cent ihrer berechtigten Forderungen wieder. Bei über 3 Millionen überschuldeten Personen, die theoretisch das Verfahren beantragen können, stellt die Verbraucherinsolvenz in ihrer jetzigen Form nichts anderes als eine tickende finanzielle Zeitbombe für den Steuerzahler und die Allgemeinheit dar." Bereits vor der Bundestagswahl hatte Justizministerin Zypries ihre Vorstellungen für eine erneute Reform des Verfahrens vorgestellt. Kern der Vorschläge: Mittellose Schuldner sollen künftig ein so genanntes treuhänderloses Entschuldungsverfahren durchlaufen. Einen gerichtlichen Treuhänder sollen dann nur noch Verfahrensteilnehmer mit ausreichender Masse zugeteilt bekommen. Dieser Treuhänder verteilt das pfändbare Einkommen des Schuldners während der Wohlverhaltensphase nach einem zuvor ausgearbeiteten Schuldenbereinigungsplan auf die einzelnen Gläubiger. Bislang ist der Treuhänder auch bei masselosen Verfahren der direkte Ansprechpartner des Überschuldeten und hilft ihm, sich einen genauen Überblick seiner finanziellen Verhältnisse zu verschaffen. Gelingt es ihm, sich während der Wohlverhaltensphase ein pfändbares Einkommen zu verschaffen, verfügt der Treuhänder über die vorgesehene Gläubigerbefriedigung. BDIU-Präsident Jender lehnt die bisher vorgeschlagenen Änderungen ab. "So kommen die Gläubiger auch nicht an ihr Geld", kritisiert er. Die vorgerichtliche Einigung zwischen dem Schuldner und seinen Gläubigern bleibt daher die beste Lösung. Darüber hinaus ist es unbedingt notwendig, dass die eigentlichen Ursachen für die Überschuldung bekämpft werden. Die Verbraucherinsolvenz doktert nur an den Symptomen herum - sie ist auf Dauer keine Lösung." In ihrer Herbstumfrage haben die Inkasso-Unternehmen konkrete Maßnahmen benannt, mit denen die Bundesregierung das Zahlungsverhalten in Deutschland verbessern und dadurch auch die Überschuldung der Privathaushalte in den Griff bekommen kann. 76 Prozent fordern ein konsequentes Bekämpfen der Arbeitslosigkeit, 71 Prozent sprechen sich gegen eine Einschränkung der aktuellen Pfändungsmöglichkeiten aus, 68 Prozent fordern, die Gläubigerrechte zum Beispiel in Verbraucherinsolvenzverfahren zu stärken. "Die große Koalition aus Union und SPD ist eine große Chance für unser Land", sagt Stephan Jender. "Gemeinsam müssen die großen politischen Kräfte in diesem Land jetzt die Arbeitslosigkeit abbauen und Maßnahmen zur Bekämpfung von Überschuldung umsetzen. Dann wird auch das Zahlungsverhalten der Schuldner wieder besser - und das ist die unverzichtbare Basis für einen nachhaltigen Aufschwung." Eine Institution mit Tradition: Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. Inkasso-Unternehmen als Partner der Wirtschaft Im Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) sind heute 516 der insgesamt etwa 650 in Deutschland tätigen Inkasso-Unternehmen organisiert. Sie haben einen Marktanteil von über 90 Prozent. Seit 1956 vertritt der Verband mit Geschäftsstelle in Hamburg bundesweit die Interessen der Inkasso-Branche gegenüber der Öffentlichkeit. Die Inkasso-Firmen realisieren die Forderungen ihrer Auftraggeber und führen sie so dem Wirtschaftskreislauf wieder zu. Pro Jahr sind das zurzeit gut 4 Milliarden Euro. Zusammen sind die BDIU-Mitgliedsunternehmen beauftragt, ein Forderungsvolumen von zurzeit rund 22 Milliarden Euro einzuziehen. Im vorgerichtlichen Inkasso erzielen sie je nach Forderungsart durchschnittlich in deutlich über 50 Prozent aller Fälle Zahlungen. Die Anfänge dieses traditionsreichen Wirtschaftszweiges gehen sogar auf das Jahr 1872 zurück, als das erste "Auskunfts- und Kontrollbureau" seine Tätigkeit aufnahm. Damals wie heute verstehen sich Inkasso-Unternehmen als Partner im Auftrag der Wirtschaft, um deren Forderungen außergerichtlich markt- und situationsgerecht durchzusetzen. So widmen sich die vom BDIU repräsentierten Unternehmen vor allem den klassischen Aufgaben der Branche: dem Inkasso kaufmännisch ausgemahnter, nicht gerichtlich geltend gemachter Forderungen sowie der Einziehung bereits titulierter Forderungen. Hierzu zählen auch wichtige Kontrollfunktionen und Überwachungsverfahren. Zunehmend an Bedeutung gewinnt die außergerichtliche Beratung des Gläubigers, die einen weiterhin positiven Geschäftskontakt mit dem jeweiligen Schuldner sicherstellen soll. Seit 1994 gibt es eine in der Satzung des Verbandes festgeschriebene Schiedsstelle: den so genannten Ombudsmann. Er vermittelt unbürokratisch bei streitigen Fällen. Die Kunden der Inkasso-Branche sind Firmen aus den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen. Im Vergleich zu betriebseigenen Mahnabteilungen können Inkasso-Unternehmen in der Regel auf eine deutlich höhere Erfolgsquote bei vergleichsweise niedrigen Kosten verweisen. Denn im Gegensatz zu den gesetzlich geregelten Leistungsentgelten, die etwa Rechtsanwälte erhalten, werden die Honorarsätze mit dem Gläubiger frei ausgehandelt. Neben dem Kostenvorteil entlasten Inkasso-Firmen ihre Auftraggeber wirkungsvoll in einem Bereich, der deren unternehmerische Tätigkeit ansonsten nur behindern und einschränken würde. So sind der BDIU und seine Mitglieder zu einem unverzichtbaren Partner der Wirtschaft beim Forderungsmanagement geworden. Immer häufiger wird der Bundesverband Inkasso auch von staatlichen Organen zu gutachterlichen Stellungnahmen aufgefordert. Denn durch eine offensive Verbandspolitik und freiwillige Selbstkontrolle gelang es, das Image des Berufsstandes nachhaltig zu verbessern: Alle Inkasso-Unternehmen sind rechtsstaatlichen Verfahrensweisen verpflichtet und unterliegen der Überwachung durch örtliche Gerichte. Sie müssen geordnete wirtschaftliche Verhältnisse sowie umfangreiche theoretische und praktische Rechtskenntnisse nachweisen. Durch "berufsrechtliche Richtlinien" haben sich die BDIU-Mitglieder hohe Maßstäbe für den außergerichtlichen Forderungseinzug von Privatpersonen und Unternehmen gesetzt. Weitere aktuelle Inkasso-Pressemeldungen: Pressekonferenzen: 11.2007 | 03.2007 | 11.2006 | 11.2005 | 04.2005 | 11.2004 Quelle: Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. und mit freundlicher Genehmigung der muehlhaus & moers kommunikation gmbhH |