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Pressekonferenz des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) vom 20. April 2005


Unternehmenspleiten rückläufig

Trend zur Jugendverschuldung nimmt zu

Bundesverband Inkasso fordert: Arbeitslosigkeit konsequenter bekämpfen

Der Rückgang der Unternehmenspleiten beschleunigt sich. In diesem Jahr erwartet der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, rund 38.000 Fälle (2004: 39.213). Die Insolvenzschäden sinken auf unter 40 Milliarden Euro, die von Pleiten verursachten Jobverluste gehen um etwa 10 Prozent auf 550.000 zurück. „Der Abstieg vom Pleitengipfel hat begonnen", kommentiert BDIU-Präsident Stephan Jender. „Aber die Liquiditätssituation vieler Unternehmen ist nach wie vor prekär."

Ein Grund: Die deutschen Unternehmen müssen zu lange auf das Bezahlen offener Rechnungen warten - oder Forderungen womöglich komplett ausbuchen. In der traditionellen Frühjahrsumfrage unter den 514 BDIU-Unternehmen sagen 52 Prozent der Befragten, dass Schuldner Rechnungen heute genauso schlecht bezahlen wie auch vor sechs Monaten. Nur 4 Prozent berichten von einer Besserung. Verantwortlich für das schlechte Zahlungsverhalten privater Schuldner sind nach Erfahrung fast aller Inkasso-Unternehmen Arbeitslosigkeit (86 Prozent) und Überschuldung (94 Prozent). Mehr als 3 Millionen Deutsche sind überschuldet. Mit 60.000 Fällen klettern die Verbraucherinsolvenzen 2005 auf einen neuen Rekordstand. Über 1,1 Millionen Privatleute werden zudem in diesem Jahr mit einer eidesstattlichen Versicherung ihre Zahlungsunfähigkeit amtlich bekunden. Jender mahnt: „Eine dauerhafte Überschuldung der Verbraucher ist eine langfristige Gefahr für unsere Volkswirtschaft. Jetzt muss endlich gegengesteuert werden. Der BDIU fordert: Die Arbeitslosigkeit muss konsequenter bekämpft werden und Schuldenprävention gehört als fester Bestandteil in den Schulunterricht."

Jugendliche wegen Handy verschuldet

Immer mehr sind auch Jugendliche von Verschuldung betroffen. Hauptgrund: das Handy. 80 Prozent der Inkasso-Unternehmen bestätigen das. 42 Prozent sagen, dass das Zahlungsverhalten Jugendlicher noch schlechter sei als das von Erwachsenen. Besonders schlecht zahlen Arbeitslose und Jugendliche ohne Lehrstelle. 82 Prozent der BDIU-Unternehmen bewerten deren Zahlungsverhalten mit der Schulnote „mangelhaft". „Viele Kinder und Jugendliche wissen viel zu wenig über Finanzfragen Bescheid", berichtet BDIU-Pressesprecherin Marion Kremer. „Und es muss auch klar sein: Ein Handy ist kein Spielzeug, sondern kostet hart verdientes Geld." Der Verband begrüßt aktuelle Unterrichtshilfen zur Finanzkompetenz aus dem Bundesfamilienministerium. „Aber unverbindliche Vorschläge reichen nicht aus", kritisiert Kremer. „Der Umgang mit Geld in unserer Konsum- und Kreditgesellschaft und das Vermeiden von Schulden müssen fester Bestandteil der Lehrpläne werden - nur so lässt sich das Problem nachhaltig in den Griff bekommen."

Unternehmensinsolvenzen rückläufig

Weniger Arbeitsplätze durch Pleiten bedroht

Zahlungsverhalten bleibt schlecht

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen geht in diesem Jahr leicht zurück. Gleichzeitig werden in diesem Jahr rund 10 Prozent weniger Arbeitsplätze durch Insolvenzen bedroht als noch 2004. Allerdings stehen immer noch 550.000 Stellen infolge der Unternehmensinsolvenzen zur Disposition, so die Einschätzung von Stephan Jender, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg. Der BDIU erwartet für dieses Jahr rund 38.000 Firmenpleiten (Vorjahr: 39.213).

Der weitere Anstieg der Unternehmensinsolvenzen ist gestoppt. Für das laufende Jahr erwartet der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, einen leichten Rückgang der Firmenpleiten auf insgesamt rund 38.000 Fälle (2004: 39.213). Der durch Unternehmenszusammenbrüche verursachte volkswirtschaftliche Gesamtschaden wird voraussichtlich etwas niedriger liegen als 2004, wo er noch bei rund 40 Milliarden Euro lag. Rund 550.000 Arbeitsplätze sind dadurch direkt und indirekt bedroht.

„Die konjunkturellen Impulse sind nach wie vor nicht nachhaltig genug, um eine durchgreifende Wende für eine bessere Firmenstabilität in diesem Land zu schaffen", erläutert Stephan Jender, Präsident des Bundesverbandes Inkasso, auf einer Pressekonferenz anlässlich der Jahreshauptversammlung des BDIU in Stuttgart. „Die Liquiditätssituation der deutschen Unternehmen ist vielfach nach wie vor prekär. Wir rechnen daher auch in diesem Jahr mit einem hohen Pleitensockel, von dem wir uns in den nächsten Jahren wohl nur ganz allmählich wieder herunterarbeiten werden. Aber ein Anfang ist gemacht."

Schwache Konjunktur Ursache vieler Pleiten

Hauptgrund für ausbleibende Impulse bei den Unternehmensinsolvenzen ist die weiterhin schwache Konjunktur. „Die Wirtschaft wächst zwar, aber zu langsam für eine nachhaltige Erholung", erklärt Jender. „Die wirklich durchgreifenden Verbesserungen können sich erst dann einstellen, wenn neben dem starken Export endlich die Binnennachfrage in Deutschland wieder anzieht und die Unternehmen dadurch ihre Ertragssituation deutlich verbessern können."

Nord-Süd- statt Ost-West-Gefälle

Insgesamt zeigen sich beim Insolvenzgeschehen deutliche Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland. Während in Ostdeutschland die Unternehmenspleiten um über 4 Prozent zurückgingen, stieg deren Zahl in den alten Bundesländern gleichzeitig um etwa 2 Prozent an. „Dahinter steht allerdings weniger eine durchgreifende Erholung des Ostens als vielmehr eine allmähliche Angleichung der Verhältnisse", relativiert Stephan Jender. So sind ostdeutsche Unternehmen nach wie vor insolvenzanfälliger als Firmen, die ihren Sitz im alten Bundesgebiet haben. In Sachsen-Anhalt gingen im vergangenen Jahr 2,6 Prozent aller Unternehme Pleite. Das ostdeutsche Bundesland verzeichnet damit bei den Unternehmen die größte Insolvenzdichte, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 2,1 Prozent. Den dritten Platz belegt dann allerdings mit Nordrhein-Westfalen und einer Insolvenzhäufigkeit von 1,9 Prozent bereits ein West-Bundesland.

Das Ost-West-Gefälle bei den Firmenpleiten wird allmählich von einer Nord-Süd-Verteilung abgelöst. So sitzen die stabilsten Firmen aktuell im Süden der Republik - mit Baden-Württemberg als Spitzenreiter. Hier wurden im vergangenen Jahr lediglich 0,8 Prozent aller Unternehmen zahlungsunfähig (Bayern: 0,9 Prozent).

Zahlungsverhalten weiterhin schlecht

Ein Grund für den zögerlichen Rückgang der Firmenzusammenbrüche: Das Zahlungsverhalten gewerblicher und privater Schuldner in Deutschland verharrt auf einem niedrigen Niveau. In ihrer aktuellen Frühjahrsumfrage sagt die Mehrheit (52 Prozent) der 514 im BDIU zusammengeschlossenen Inkasso-Unternehmen, dass sich das Zahlungsverhalten der Schuldner in Deutschland in den vergangenen sechs Monaten nicht verändert hat. Nur 4 Prozent haben eine Verbesserung beobachtet. „Nach wie vor dauert es zu lange, bis in Deutschland Rechnungen bezahlt werden", mahnt BDIU-Chef Jender. „Das ist ein ganz wesentlicher Grund, warum den Unternehmen die ausreichende Liquiditätsbasis fehlt, die sie wirkungsvoll vor einer Zahlungsunfähigkeit schützen könnte und so hilft, den Verlust weiterer Arbeitsplätze zu verhindern."

Besonders betroffen vom schlechten Zahlungsverhalten ihrer Kunden ist nach Erfahrung der Inkasso-Unternehmen das Baugewerbe. 75 Prozent der BDIU-Mitglieder bestätigen das. Gleichzeitig ist die Baubranche der Wirtschaftszweig mit den meisten Pleiten - alleine im vergangenen Jahr mussten 2,7 Prozent aller Baufirmen den Gang zum Insolvenzrichter antreten, so viele wie in keiner anderen Branche. Dieser Trend setzt sich auch im laufenden Jahr fort.

Einzelhandel verbessert

Weitere Problembereiche sind das Handwerk insgesamt (62 Prozent der Inkasso-Unternehmen haben das beobachtet) sowie die Dienstleistungsbranche (55 Prozent). Eine vergleichsweise positive Entwicklung vollzog dagegen der Einzelhandel. Noch im vergangenen Herbst machte fast die Hälfte (48 Prozent) der BDIU-Unternehmen die Angabe, dass der Einzelhandel besondere Probleme mit dem Zahlungsverhalten seiner Kunden habe. Jetzt ist dieser Anteil auf 34 Prozent gesunken. „Auch wenn der Einzelhandel insgesamt unter gleich bleibend bis rückläufigen Umsatzzahlen zu leiden hat", erläutert BDIU-Präsident Jender, „hat sich doch bei vielen Verbrauchern inzwischen das Zahlungsverhalten zum Teil deutlich verbessert. Ruinöse Rabattschlachten der Anbieter untereinander und die so genannte Geiz-ist-geil-Mentalität scheinen abzuebben - immer mehr Verbraucher setzen jetzt wieder auf Qualität und sind bereit, den dafür angemessenen Preis zu bezahlen. Das hat auch positive Effekte auf das Zahlungsverhalten insgesamt."

Auch beim Gastgewerbe melden die Inkasso-Unternehmen ein tendenziell besseres Zahlungsverhalten. In der Frühjahrsumfrage bezeichnen jetzt nur noch 36 Prozent der BDIU-Mitglieder das Gastgewerbe als Problembereich (Herbst: 44 Prozent). Insbesondere nach der Euro-Umstellung beobachteten die Inkasso-Unternehmen ein signifikant schlechteres Zahlungsverhalten in dieser Branche. „Im Gastgewerbe hat sich das Zahlungsverhalten inzwischen wieder in Bereiche wie vor der Euro-Einführung normalisiert - auch wenn es insgesamt bestenfalls befriedigend bewertet werden kann", erklärt der BDIU-Präsident.

Gewerbliche Schuldner: Schlechte Auftragslage und Liquiditätsengpässe

Bei gewerblichen Schuldnern ist nach Erfahrung der meisten Inkasso-Unternehmen die allgemeine Wirtschaftslage für das schlechte Zahlungsverhalten verantwortlich. Hier hat sich die Situation in den vergangenen sechs Monaten weiter eingetrübt. 84 Prozent der Inkasso-Unternehmen sagen, eine derzeit schlechte Auftragslage sei ein wesentlicher Grund, warum gewerbliche Schuldner Rechnungen nicht bezahlen. Im Herbst hatten 77 Prozent diese Angabe gemacht.

Vor allem die Liquiditätssituation vieler Unternehmen hat sich nach Beobachtung der Inkasso-Unternehmen verschlechtert. 71 Prozent der BDIU-Mitglieder sagen, ein momentaner Liquiditätsengpass sei verantwortlich für ausbleibende Zahlungen gewerblicher Schuldner (Herbst 2004: 59 Prozent). „Zahlreiche Unternehmen haben in den letzten Jahren konjunkturell bedingt eine lange Durststrecke durchlaufen müssen", kommentiert BDIU-Präsident Jender. „Vielerorts sind dadurch jetzt auch die letzten finanziellen Reserven aufgezehrt. Kurzfristige Schwankungen bei der Auftragslage führen häufig dazu, dass Rechnungen und andere laufende Verpflichtungen nicht beglichen werden können. Hier ist dann die ausreichende Ausstattung mit Eigenkapital ein ganz wesentliches Instrument, um gegenzusteuern - und diese betriebswirtschaftliche Stellschraube nehmen die Unternehmen inzwischen offenbar sehr ernst."

So kritisieren jetzt nur noch 58 Prozent der Inkasso-Unternehmen eine unzureichende Eigenkapitaldecke als Grund für ausbleibende Zahlungen. Im Herbst hatten noch 69 Prozent der BDIU-Unternehmen diese Angabe gemacht. „Die Erfahrung zeigt: Eine Kombination aus zu wenig Eigenkapital, rückläufigen Auftragseingängen und schlechtem Zahlungsverhalten der Kunden ist für die weitaus meisten Firmenzusammenbrüche verantwortlich", sagt Stephan Jender. Unternehmen sei daher angeraten, ihre Hausaufgaben zu erledigen. „Die allgemeine Wirtschaftslage können die Firmen nicht beeinflussen. Sie können sich aber mit der notwendigen Eigenkapitaldecke wetterfest machen und kurzfristige ökonomische Rückschläge dadurch besser wegstecken", so Jender weiter.

BDIU: Arbeitslosigkeit muss konsequenter bekämpft werden

Fehlende konjunkturelle Impulse sind nach Erfahrung der Inkasso-Unternehmen auch verantwortlich für das schlechte Zahlungsverhalten privater Schuldner. Hauptursache für das Nichtbezahlen von Rechnungen durch Verbraucher ist neben einer bestehenden Überschuldung (94 Prozent der BDIU-Mitglieder haben das beobachtet) insbesondere die hohe Arbeitslosigkeit. 86 Prozent der Inkasso-Unternehmen sagen, dass der Verlust des Arbeitsplatzes eine wesentliche Ursache ist, warum private Schuldner Rechnungen zurzeit nicht bezahlen.

Jender: „Die hohe Arbeitslosigkeit ist Gift für unsere Konjunktur. Und bei denen, die selbst in Arbeit sind, näht die Angst vor dem Verlust des Jobs im Moment das Portemonnaie zu und verhindert dadurch insgesamt das Anspringen der Binnennachfrage. Was wir brauchen, sind wirkungsvolle Maßnahmen, die die Arbeitslosigkeit nachhaltig reduzieren und damit letztlich auch bei den Verbrauchern endlich wieder für mehr Optimismus sorgen." Ein erster Schritt auf diesem Weg seien die gemeinsamen Gespräche von Regierung und Opposition und die beschlossene Senkung der Unternehmenssteuern gewesen. „Jede gemeinsame Kraftanstrengung für mehr Arbeitsplätze in Deutschland ist grundsätzlich richtig", unterstreicht Jender. „Wichtig ist die Stärkung der Binnennachfrage, damit die Konjunktur endlich wieder anspringt. Damit schaffen wir auch den Weg aus dem historisch schlechten Zahlungsverhalten - die Firmen verfügen dann wieder über mehr Liquidität, sind gegen eine Insolvenz besser abgesichert, und weitere Arbeitsplatzverluste werden wirkungsvoll verhindert."

Private Schuldenkrise verschärft sich

Trend zur Jugendverschuldung nimmt zu

Bundesverband Inkasso: Arbeitslosigkeit konsequenter bekämpfen

Das Problem der privaten Überschuldung verschärft sich. Jetzt sind mehr als 3 Millionen Personen betroffen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Verbraucherinsolvenzen in diesem Jahr auf bis zu 60.000 - ein Fünftel mehr als noch in 2004. Dabei tappen auch immer mehr Jugendliche in die Schuldenfalle. Hauptgrund: das Handy. Der Bundesverband Inkasso fordert deshalb eine konsequentere Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und Schuldenprävention im Schulunterricht.

Die Schuldenkrise der privaten Haushalte verschärft sich weiter. Aktuell sind mehr als 3 Millionen Deutsche überschuldet. Die Zahl der eidesstattlichen Versicherungen wird in diesem Jahr um 2 Prozent auf über 1,1 Millionen steigen. Gleichzeitig klettert die Zahl der Verbraucherinsolvenzen 2005 auf einen neuen Rekordstand von bis zu 60.000 Verfahren (Vorjahr: 49.123).

BDIU fordert: Überschuldung nachhaltig bekämpfen

„Eine dauerhafte Überschuldung der Verbraucher in Deutschland ist eine langfristige Gefahr für unsere gesamte Volkswirtschaft. Jetzt muss endlich gegengesteuert werden. Wir fordern deshalb: Die Arbeitslosigkeit muss konsequenter bekämpft werden - die Verzugszinsen für offene Forderungen müssen steigen - und Schuldenprävention gehört als fester Bestandteil in den Schulunterricht", so BDIU -Präsident Stephan Jender anlässlich der Präsentation der Frühjahrsumfrage der Inkasso-Unternehmen in Stuttgart.

Arbeitslosigkeit wesentlicher Grund für ausbleibende Zahlungen

Die aktuelle Frühjahrsumfrage der Inkasso-Unternehmen bestätigt den dringenden Handlungsbedarf. 53 Prozent der 514 im Bundesverband Inkasso befragten Mitgliedsunternehmen haben demnach beobachtet, dass das Zahlungsverhalten der privaten Schuldner in den vergangenen sechs Monaten schlechter geworden ist. Lediglich 6 Prozent berichten von einer Besserung. Betroffen von der schlechten Zahlungsmoral sind alle Wirtschaftsbranchen - allerdings wird vor allem das krisengeschüttelte Baugewerbe, aber auch das Handwerk insgesamt sowie die Dienstleistungsbranche durch das Verzögern und Ausbleiben von Zahlungen ihrer Kunden geschädigt, wie eine Mehrheit der Inkasso-Unternehmen berichtet. Hauptgrund für das Nichtbezahlen von offenen Rechnungen durch private Schuldner ist Überschuldung. 94 Prozent der Inkasso-Unternehmen bestätigen das. Die zentrale Ursache: Arbeitslosigkeit. 86 Prozent der BDIU-Mitglieder sind dieser Meinung. „Unsere Erfahrung zeigt: Überschuldung und Arbeitslosigkeit gehen häufig Hand in Hand", sagt BDIU-Präsident Jender. „Eine erste wirksame Maßnahme zur Bekämpfung von Überschuldung ist daher die nachhaltige Reduzierung der Massenarbeitslosigkeit - dadurch lässt sich auch das Zahlungsverhalten der Verbraucher deutlich verbessern."

Inkasso-Unternehmen: Verbraucherinsolvenz mit vielen Schwächen

Ein Schritt, den der Gesetzgeber auf diesem Weg bereits getan hat, war die Einführung der so genannten Verbraucherinsolvenz. Diese ermöglicht überschuldeten Privatleuten im Rahmen eines gerichtlichen Verfahrens ähnlich wie zahlungsunfähigen Unternehmen, nach einigen Jahren wieder vollständig am wirtschaftlichen Kreislauf teilnehmen zu können. „Ein wesentliches Ziel des Verfahrens war die bestmögliche Gläubigerbefriedigung", sagt Jender. „Jetzt, sechs Jahre nach Einführung der Verbraucherinsolvenz, müssen wir zumindest in diesem Punkt ihr Scheitern feststellen."

Seit ihrer Einführung ist die Verbraucherinsolvenz bereits mehrfach verändert worden. Nach wie vor steht am Beginn des Verfahrens zunächst ein vorgerichtlicher Einigungsversuch des Schuldners mit seinen Gläubigern. Erst wenn dieser Einigungsversuch misslingt, ist der Weg frei zum Gericht. Stephan Jender: „Die außergerichtliche Einigung ist ein substanzieller Bestandteil des Privatkonkurses." Aktuellen Vorschlägen, diese erste Verfahrensstufe künftig abzuschaffen, erteilt der BDIU eine klare Absage. Jender begründet: „Die Gläubiger haben hier eine bessere Chance, zumindest einen Teil ihrer berechtigten Forderungen wiederzusehen - und die Allgemeinheit spart obendrein die teuren Verfahrenskosten vor Gericht."

Verbraucherpleiten in diesem Jahr kosten bis zu 180 Millionen Euro

Seit 2001 haben völlig mittellose Schuldner die Möglichkeit, sich die Verfahrenskosten stunden zu lassen. Mittlerweile sind so genannte Nullpläne die Regel - das heißt, die Gläubiger gehen bei der Verbraucherinsolvenz leer aus und müssen ihre Forderungen ersatzlos ausbuchen. „Masselose private Insolvenzverfahren kosten die Allgemeinheit im Durchschnitt 3.000 Euro. Alleine die voraussichtlich 60.000 Privatinsolvenzen in diesem Jahr werden die Steuerzahler am Ende mit bis zu 180 Millionen Euro belasten, ohne dass ein einziger Cent an die Gläubiger und damit wieder in den Wirtschaftskreislauf gelangt wäre." Der Inkasso-Präsident weiter: „Bei zurzeit 3 Millionen überschuldeten Deutschen, die potenziell das Verfahren in Anspruch nehmen könnten, werden die Dimensionen klar, über die wir hier reden."

Besonders betroffen von dieser Entwicklung sind die norddeutschen Bundesländer - mit dem Stadtstaat Bremen als Spitzenreiter, wo auf 100.000 Einwohner im vergangenen Jahr immerhin 179 Insolvenzen natürlicher Personen kamen (das sind neben Verbrauchern auch natürliche Personen als Gesellschafter, ehemals und noch aktiv selbstständig Tätige sowie Nachlässe). Am besten steht neben Bayern (75 Fälle pro 100.000 Einwohner) das Musterland Baden-Württemberg (76) da. „Bei den privaten wie auch bei den Unternehmenspleiten hat sich die deutsche Einheit inzwischen vollzogen", kommentiert Jender, „der Unterschied zwischen alten und neuen Bundesländern spielt für Insolvenzen inzwischen keine Rolle mehr - genauso wie übrigens auch das Zahlungsverhalten in Ost wie in West gleichermaßen schlecht ist."

Nichtbezahlen von Rechnungen oft vorsätzlich

Weitere Gründe, warum private Schuldner Rechnungen derzeit nicht bezahlen, sind nach Beobachtung der BDIU-Mitglieder in ihrer Frühjahrsumfrage ein momentaner Liquiditätsengpass (45 Prozent), Verunsicherung durch die aktuellen Sozialreformen (15 Prozent) sowie Vergesslichkeit (11 Prozent). Immerhin 47 Prozent der Inkasso-Unternehmen machen die Erfahrung, dass private Schuldner ihre Rechnungen absichtlich nicht bezahlen - und somit den Gläubiger um eine ihm rechtmäßig zustehende Forderung prellen. „Es muss klar sein: Eine Rechnung deutlich zu spät oder womöglich überhaupt nicht zu begleichen ist keine Lässlichkeit", betont der Inkasso-Präsident. „Davon hängen letztendlich Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Existenz vieler Menschen ab. Das heißt: Wer Rechnungen deutlich zu spät bezahlt, soll dafür auch entsprechend sanktioniert werden. Wir fordern: Die gesetzlichen Verzugszinsen müssen deutlich steigen."

Jugendliche wegen Handy verschuldet

„Leider jedoch", fügt Jender hinzu, „ist das Zahlungsverhalten auch eine Frage der Einstellung. Und hier beobachten wir, dass schon junge Menschen beim Thema Schulden zunehmend gleichgültig werden." 14 Prozent der Jugendlichen in der Altersgruppe von 13 bis 20 Jahren haben bereits Schulden. Die Beobachtungen der Inkasso-Unternehmen decken sich mit aktuellen Studienergebnissen des Münchner Instituts für Jugendforschung. Zwar ist die Summe, mit der diese Jugendlichen verschuldet sind, insgesamt leicht rückläufig - im Durchschnitt liegt sie bei etwa 450 Euro -, jedoch steigt nach Erfahrung der Inkasso-Unternehmen bei jungen Leuten generell die Bereitschaft, Geld für Dinge auszugeben, das sie selbst noch gar nicht besitzen. Häufigster Grund für die Verschuldung: das Handy. 80 Prozent der BDIU-Unternehmen bestätigen das in der Umfrage. Marion Kremer, Pressesprecherin des Verbandes: „Die aktuellsten Klingeltöne und Handyspiele sind für Jugendliche immer mehr ein Statussymbol. Viele verlieren dabei die Kostenfrage völlig aus den Augen."

In ihrer Frühjahrsumfrage bewerten die Inkasso-Unternehmen das Zahlungsverhalten Jugendlicher lediglich durchschnittlich bis schlecht. Verglichen mit der Rechnungstreue von Erwachsenen, sagen 42 Prozent der BDIU-Mitglieder, dass Jugendliche Forderungen eher noch schlechter begleichen.

Am schlechtesten ist nach Erfahrung der BDIU-Mitglieder das Zahlungsverhalten arbeitsloser Jugendlicher. 82 Prozent der Inkasso-Unternehmen bewerten es mit der Schulnote „mangelhaft". Nach Beobachtung von 69 Prozent ist Arbeitslosigkeit zudem ein wesentlicher Grund, warum sich Jugendliche verschulden. Beschäftigte Jugendliche dagegen haben nach Erfahrung von 17 Prozent der BDIU-Mitgliedsunternehmen ein gutes Zahlungsverhalten - 37 Prozent bewerten es als „befriedigend".

BDIU: Schuldenprävention muss fester Bestandteil des Unterrichts werden

Um Jugendliche besser über das Thema Schulden aufzuklären, hat das Bundesfamilienministerium jetzt in Zusammenarbeit mit Fachorganisationen Unterrichtshilfen zum Thema Finanzkompetenz erarbeitet, die sich Lehrer im Internet herunterladen können (www. unterrichtshilfe-finanzkompetenz.de). In mehreren Lernmodulen werden Schüler anhand praktischer Beispiele an die Funktionen des Wirtschaftskreislaufs herangeführt. Ziel der Unterrichtsbausteine ist eine frühestmögliche Schuldenprävention. „Die Unterrichtshilfen sind richtig und ein erster wichtiger Schritt, den wir ausdrücklich begrüßen", so Marion Kremer. „Allerdings sagen wir auch: Unverbindliche Lehrmaterialien reichen nicht aus. Unsere Frühjahrsumfrage zeigt, dass bei Jugendlichen und insbesondere Schülern dringender Aufklärungsbedarf in Fragen der Schuldenprävention besteht. Der Umgang mit Geld in unserer Konsum- und Kreditgesellschaft und das Vermeiden von Schulden müssen fester Bestandteil der Lehrpläne werden - nur so lässt sich das Problem in den Griff bekommen."

Eine Institution mit Tradition: Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.

Inkasso-Unternehmen als Partner der Wirtschaft

Im Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) sind heute 514 der insgesamt etwa 650 in Deutschland tätigen Inkasso-Unternehmen organisiert. Sie haben einen Marktanteil von über 90 Prozent. Seit 1956 vertritt der Verband mit Geschäftsstelle in Hamburg bundesweit die Interessen der Inkasso-Branche gegenüber der Öffentlichkeit. Die Inkasso-Firmen realisieren die Forderungen ihrer Auftraggeber und führen sie so dem Wirtschaftskreislauf wieder zu. Pro Jahr sind das zurzeit gut 4 Milliarden Euro. Zusammen sind die BDIU-Mitgliedsunternehmen beauftragt, ein Forderungsvolumen von zurzeit rund 22 Milliarden Euro einzuziehen. Im vorgerichtlichen Inkasso erzielen sie je nach Forderungsart durchschnittlich in deutlich über 50 Prozent aller Fälle Zahlungen. Die Anfänge dieses traditionsreichen Wirtschaftszweiges gehen sogar auf das Jahr 1872 zurück, als das erste „Auskunfts- und Kontrollbureau" seine Tätigkeit aufnahm.

Damals wie heute verstehen sich Inkasso-Unternehmen als Partner im Auftrag der Wirtschaft, um deren Forderungen außergerichtlich markt- und situationsgerecht durchzusetzen. So widmen sich die vom BDIU repräsentierten Unternehmen vor allem den klassischen Aufgaben der Branche: dem Inkasso kaufmännisch ausgemahnter, nicht gerichtlich geltend gemachter Forderungen sowie der Einziehung bereits titulierter Forderungen. Hierzu zählen auch wichtige Kontrollfunktionen und Überwachungsverfahren.

Zunehmend an Bedeutung gewinnt die außergerichtliche Beratung des Gläubigers, die einen weiterhin positiven Geschäftskontakt mit dem jeweiligen Schuldner sicherstellen soll. Seit 1994 gibt es eine in der Satzung des Verbandes festgeschriebene Schiedsstelle: den so genannten Ombudsmann. Er vermittelt unbürokratisch bei streitigen Fällen.

Die Kunden der Inkasso-Branche sind Firmen aus den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen. Im Vergleich zu betriebseigenen Mahnabteilungen können Inkasso-Unternehmen in der Regel auf eine deutlich höhere Erfolgsquote bei vergleichsweise niedrigen Kosten verweisen. Denn im Gegensatz zu den gesetzlich geregelten Leistungsentgelten, die etwa Rechtsanwälte erhalten, werden die Honorarsätze mit dem Gläubiger frei ausgehandelt. Neben dem Kostenvorteil entlasten Inkasso-Firmen ihre Auftraggeber wirkungsvoll in einem Bereich, der deren unternehmerische Tätigkeit ansonsten nur behindern und einschränken würde. So sind der BDIU und seine Mitglieder zu einem unverzichtbaren Partner der Wirtschaft beim Forderungsmanagement geworden. Immer häufiger wird der Bundesverband Inkasso auch von staatlichen Organen zu gutachterlichen Stellungnahmen aufgefordert. Denn durch eine offensive Verbandspolitik und freiwillige Selbstkontrolle gelang es, das Image des Berufsstandes nachhaltig zu verbessern: Alle Inkasso-Unternehmen sind rechtsstaatlichen Verfahrensweisen verpflichtet und unterliegen der Überwachung durch örtliche Gerichte. Sie müssen geordnete wirtschaftliche Verhältnisse sowie umfangreiche theoretische und praktische Rechtskenntnisse nachweisen. Durch „berufsrechtliche Richtlinien" haben sich die BDIU-Mitglieder hohe Maßstäbe für den außergerichtlichen Forderungseinzug von Privatpersonen und Unternehmen gesetzt.



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    Quelle: Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. und mit freundlicher Genehmigung der muehlhaus & moers kommunikation gmbhH