Inkassobuero.de - Inkassobüros in Deutschkland

Pressekonferenz des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) vom 29.3.2007


Verbraucherinsolvenzen steigen stark

Konjunkturaufschwung sorgt für verbessertes Zahlungsverhalten

Der stabile Konjunkturaufschwung sorgt jetzt auch für ein besseres Zahlungsverhalten. In der aktuellen Frühjahrsumfrage des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, melden 80 Prozent der befragten BDIU-Unternehmen, dass die Rechnungstreue der Schuldner in den vergangenen sechs Monaten stabil geblieben ist oder sich sogar verbessert hat. Vor allem gewerbliche Schuldner zahlen jetzt besser. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen steigt dagegen weiter stark an. Der BDIU erwartet in diesem Jahr rund 130.000 Verfahren - fast 40 Prozent mehr als noch im letzten Jahr (93.242). Hauptgründe für diese Entwicklung sind Überschuldung und die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit.

"Die Verbraucherinsolvenz in ihrer jetzigen Form ist gescheitert", zog Wolfgang Spitz, Vorstandssprecher des BDIU, am Donnerstag in Dresden eine kritische Bilanz. Die meisten Fälle seien Nullpläne ohne Gläubigerbefriedigung. Auch für den Steuerzahler sei das sehr teuer. "Die außergerichtliche Einigung zwischen Gläubigern und Schuldner ist die bessere und günstigere Lösung", so Spitz.

BDIU: Privatisierung der Gerichtsvollzieher benachteiligt Gläubiger

Die von einigen Bundesländern angestrebte Privatisierung der Gerichtsvollzieher lehnt der BDIU ebenso wie Bundesjustizministerin Brigitte Zypries ab. "Wir begrüßen die Position von Frau Zypries", so Spitz. "Die Ausübung hoheitlicher Gewalt muss in den Händen des Staates bleiben." Eine Privatisierung würde zu einer Verdreifachung der Vollstreckungsgebühren führen. Gläubiger mit niedrigen Forderungssummen würden dann deutlich weniger Aufträge erteilen. "Für sie käme das einer staatlichen Enteignung gleich", kritisiert Spitz.

Wichtiger sei es, die Finanzkompetenz der Schuldner zu verbessern. "Vor allem jungen Menschen fehlt oft das nötige Finanzwissen", erklärt Marion Kremer, Pressesprecherin des Bundesverbandes Inkasso. Der BDIU fordert mehr Aufklärungsarbeit. In ihrer Umfrage haben sich die InkassoUnternehmen dazu geäußert, welche Institutionen dazu besonders geeignet sind. 77 Prozent sehen mit dem Elternhaus das familiäre Umfeld in der Pflicht, 68 Prozent nennen die weiterführenden Schulen, 52 Prozent die Berufsausbildung und 47 Prozent die Medien.

Deutlich weniger Firmenpleiten

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sinkt in diesem Jahr deutlich. Der BDIU erwartet rund 25.000 Firmenzusammenbrüche - gut 18 Prozent weniger als 2006 (30.562) und so wenige wie seit 1995 nicht mehr. Die Insolvenzschäden gehen voraussichtlich auf rund 25 Milliarden Euro zurück (minus 20 Prozent), die Zahl der durch Insolvenzen direkt und indirekt gefährdeten Arbeitsplätze reduziert sich um 100.000 auf nur noch 390.000. BDIU-Vorstandssprecher Spitz ist optimistisch: "Dieser auch von der Binnennachfrage getragene Aufschwung hält an."

Frühjahrsumfrage der Inkasso-Unternehmen: Konjunkturaufschwung sorgt für verbessertes Zahlungsverhalten

Die gute Konjunktur sorgt für mehr Rechnungstreue der Kunden. "Zum ersten Mal seit vielen Jahren zeichnet sich beim Zahlungsverhalten ein positiver Trend ab", erklärte Wolfgang Spitz, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) am Donnerstag in Dresden. "Das haben uns die 516 Mitgliedsunternehmen des Bundesverbandes Inkasso in ihrer aktuellen Frühjahrsumfrage so bestätigt." Der robuste Aufschwung macht auch die Unternehmen zusehends stabiler. Laut Einschätzung des BDIU werden 2007 voraussichtlich rund 25.000 Unternehmen insolvent werden - ein Rückgang um 18 Prozent gegenüber 2006 (30.562) und damit so wenige wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sinkt in diesem Jahr voraussichtlich auf den niedrigsten Stand seit 1995. Rund 25.000 Firmen werden 2007 nach Berechnungen des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, zahlungsunfähig werden - gut 18 Prozent weniger als noch im vergangenen Jahr (30.562). Grund für diese positive Entwicklung ist die gute Konjunktur. So meldete das Statistische Bundesamt für 2006 eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Dieser auch von der Binnennachfrage getragene Aufschwung hält an und versorgt die meisten Unternehmen inzwischen mit einem kräftigen Zufluss an Liquidität", erläuterte BDIU-Vorstandssprecher Wolfgang Spitz bei der Vorstellung der Frühjahrsumfrage der Inkasso-Unternehmen am Donnerstag in Dresden.

Osten und Westen profitieren

Der Entwicklung hat sich in West- und Ostdeutschland einander angepasst. Im Osten reduzierten sich die Firmeninsolvenzen im vergangenen Jahr um 17,8 Prozent auf 5.841 Unternehmen. In den westlichen Bundesländern war es knapp ein Prozentpunkt weniger (minus 16,9 Prozent auf 24.721). Allerdings waren die Firmenpleiten im Osten noch 2005 deutlich schneller zurückgegangen als im alten Bundesgebiet.

Die Insolvenzschäden werden als Folge der aktuellen Entwicklung nach Einschätzung des BDIU auch in diesem Jahr stark sinken. So verringert sich der bis Dezember 2007 durch Insolvenzen entstehende volkswirtschaftliche Gesamtschaden auf voraussichtlich rund 25 Milliarden Euro - gut 20 Prozent weniger als noch in 2006. Die Zahl der durch Firmenpleiten direkt und indirekt gefährdeten Arbeitsplätze werde demnach gegenüber dem Vorjahr um 100.000 auf nur noch 390.000 zurückgehen.

"Dieser positive Trend unterstützt auch die aktuelle Erholung am Arbeitsmarkt", so Spitz. "Das stellt den Aufschwung auf ein stabiles Fundament. Besonders erfreulich ist: Auch die Rechnungstreue der Kunden scheint sich nun allmählich zu verbessern."

Zahlungsverhalten: Gewerbliche Schuldner verbessert, private Schuldner verschlechtert

In der traditionellen Frühjahrsumfrage unter den 516 Mitgliedsunternehmen des BDIU berichtet die Mehrheit der befragten Firmen, dass sich das Zahlungsverhalten der Schuldner in den vergangenen sechs Monaten stabilisiert hat. 60 Prozent sagen, dass die Forderungen der Gläubiger heute genauso gut oder schlecht beglichen werden wie auch vor einem halben Jahr. 20 Prozent berichten sogar von einer Verbesserung. Allerdings melden die Inkasso-Unternehmen Unterschiede beim Zahlungsverhalten privater und gewerblicher Schuldner. Demnach zahlen gewerbliche Schuldner ihre Rechnungen jetzt besser. 25 Prozent der befragten BDIU-Unternehmen bestätigen das - nur 21 Prozent berichten von einer Verschlechterung (im letzten Herbst betrug dieser Wert noch 34 Prozent). Mit umgekehrtem Vorzeichen präsentiert sich die Bilanz der privaten Schuldner. Bei ihnen bemängeln 33 Prozent der Inkasso-Unternehmen ein aktuell schlechteres Zahlungsverhalten (Herbst 2006: 45 Prozent).

Umsatzsteuererhöhung beeinträchtigt Zahlungsmoral

"Gewerbliche Schuldner zahlen mittlerweile besser, weil sie vom Aufschwung profitieren", erläutert der BDIU-Vorstandssprecher dazu. "Sie verfügen über mehr Liquidität und sind weniger versucht, sich bei ihren eigenen Auftraggebern einen kostengünstigen Lieferantenkredit zu verschaffen, indem sie das Zahlen von Rechnungen absichtlich über die vereinbarten Zahlungsziele hinaus verzögern." Anders sehe es jedoch bei den privaten Verbrauchern aus. "Sie profitieren zwar auch vom Wachstum", so Spitz. "Dass sie trotzdem ihre Rechnungen jetzt schlechter bezahlen, ist leicht zu erklären: Die weiter hohe Arbeitslosigkeit und die Umsatzsteuererhöhung zum Jahresbeginn beeinträchtigen die finanzielle Situation vieler Haushalte."

Überschuldung (90 Prozent der Inkasso-Unternehmen bestätigen das) und Arbeitslosigkeit (81 Prozent) sind die Hauptgründe, warum private Schuldner derzeit ihre Rechnungen nicht wie vereinbart begleichen. "Der Rückgang der Arbeitslosigkeit wird bald auch das Zahlungsverhalten positiv beeinflussen", erwartet Spitz. Allerdings lasse sich das Verhalten von Menschen nicht alleine durch wirtschaftliche Faktoren verändern. "Immerhin 51 Prozent der BDIU-Unternehmen melden: Private Schuldner zahlen ihre Rechnungen derzeit mit Absicht nicht", kritisiert Spitz. "Jedem muss klar sein: Wer Rechnungen absichtlich nicht oder zu spät bezahlt, bringt das entsprechende Unternehmen in Liquiditätsschwierigkeiten - und gefährdet letztendlich Arbeitsplätze."

Handwerk: Kunden nutzen Mängelrügen aus

Befragt nach dem Zahlungsverhalten in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen, verweisen die Inkasso-Unternehmen auf das Handwerk als negatives Beispiel. Denn 68 Prozent der BDIU-Mitglieder melden, dass insbesondere Handwerkerkunden zurzeit schlecht zahlen. "Häufiger Grund für ausbleibende Zahlungen sind unberechtigte Mängelrügen", berichtet Spitz. "Für den Handwerksbetrieb kann das böse Folgen haben: Immerhin ist dieser mit seiner Arbeit und den Materialkosten in Vorleistung getreten und muss sich um die Existenz seines Unternehmens Sorgen machen, wenn Kunden ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen."

Baugewerbe auf der Gewinnerseite

In vielen Branchen hat sich das Bild aus Sicht der Inkasso-Unternehmen deutlich aufgehellt. So zahlen laut der Frühjahrsumfrage im Baugewerbe die Kunden jetzt besser. Aktuell bemängeln nur noch 56 Prozent der BDIU-Unternehmen deren Zahlungsverhalten, im letzten Herbst waren das noch 70 Prozent. Diese positive Entwicklung spiegelt sich auch bei den Bauinsolvenzen wider, die 2006 mit einem Minus von über einem Viertel (26 Prozent) überdurchschnittlich stark zurückgingen.

Allerdings warnt Wolfgang Spitz in diesem Zusammenhang vor zu viel Optimismus. "Zwar deutet zurzeit alles darauf hin, dass sich der Rückgang der Pleitewelle fortsetzen wird", so Spitz. "Aber die Unternehmen sind auch verpflichtet, jetzt die Initiative zu ergreifen und sich für schlechtere Zeiten zu wappnen." So sagen in der Umfrage 73 Prozent der BDIU-Mitglieder, dass hohe Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden der Grund sind, warum gewerbliche Schuldner Rechnungen derzeit nicht bezahlen. 66 Prozent nennen einen momentanen Liquiditätsengpass, und immerhin 56 Prozent kritisieren die Ausstattung mit zu wenig Eigenkapital. "Professionelles Forderungsmanagement und Sicherung von Liquidität - etwa durch eine ausreichende Ausstattung mit Eigenkapital - können Unternehmen gegen Insolvenzrisiken absichern", erläutert Spitz. "Wenn das erforderliche Know-how dazu nicht im eigenen Haus vorhanden ist, sollten Unternehmen dafür die Unterstützung spezialisierter Dienstleister im Forderungsmanagement wie Inkasso-Unternehmen in Anspruch nehmen."

BDIU: Öffentliche Hand soll ihr Forderungsmanagement auslagern

Problematisch ist weiterhin das Zahlungsverhalten der öffentlichen Hand - und das trotz der wirtschaftlichen Erholung. 91 Prozent der Inkasso-Unternehmen berichten, dass sich deren ohnehin schlechtes Zahlungsverhalten in diesem Frühjahr nicht verbessert hat. "Die öffentliche Hand hat eine Vorbildfunktion, gerade auch was das Zahlungsverhalten gegenüber den Betrieben vor Ort angeht", meint Spitz. "Leider lassen sich aber viele Städte und Gemeinden besonders lange Zeit, bevor sie längst fällige Forderungen begleichen." Zwar sei die Finanzlage vieler Kommunen weiterhin stark angespannt. "Aber das Beispiel der inzwischen schuldenfreien Stadt Dresden zeigt, dass man auch in finanziell schwierigen Zeiten zu ausgeglichenen Haushalten kommen kann", so Spitz. Kritisch sieht der Bundesverband Inkasso darüber hinaus das eigene Forderungsmanagement der Städte und Gemeinden. "Hier könnte vieles professioneller und schneller ablaufen", sagt der BDIU-Vorstandssprecher. "Wir fordern: Die öffentliche Hand soll, so weit es rechtlich möglich ist, ihr Forderungsmanagement an darauf spezialisierte Unternehmen auslagern. Das bringt mehr und schnellere Einnahmen."

Befragt nach der künftigen Entwicklung sind die Inkasso-Unternehmen unter dem Strich betrachtet optimistisch. Die überwiegende Mehrheit (76 Prozent) erwartet in der Umfrage, dass das Zahlungsverhalten bis Ende kommenden Jahres in etwa gleich bleiben oder sich sogar verbessern wird.

Bundesverband Inkasso: Verbraucherinsolvenzen steigen weiter stark an

Finanzkompetenz der Verbraucher muss besser werden

Nach Berechnungen des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, wird die Zahl der Verbraucherinsolvenzen in diesem Jahr erstmals sechsstellig. Für 2007 erwartet der BDIU rund 130.000 Verfahren - 40 Prozent mehr als im letzten Jahr (93.242). Neben Überschuldung und weiterhin hoher Arbeitslosigkeit ist nach Angaben des BDIU vor allem mangelndes Finanzwissen die Ursache für die Finanzmisere vieler Verbraucher. Der Bundesverband Inkasso fordert daher mehr Anstrengungen, um die finanzielle Allgemeinbildung zu verbessern.

Der Negativtrend bei den Verbraucherinsolvenzen hält an. Für dieses Jahr erwartet der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU), Hamburg, einen erneuten Anstieg auf dann rund 130.000 Verfahren - fast 40 Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr (93.242). Vor allem der Osten ist von dieser Entwicklung betroffen. So kletterte alleine 2006 die Zahl der Verbraucherinsolvenzen in den neuen Ländern vergleichsweise stark um 53,5 Prozent auf 18.156 Verfahren. Im Westen betrug dieser Anstieg lediglich 31,6 Prozent (75.086 Verbraucherinsolvenzen in 2006). "Die Verbraucherinsolvenz in ihrer jetzigen Form ist gescheitert", zog Wolfgang Spitz, Vorstandssprecher des BDIU, am Donnerstag in Dresden eine kritische Bilanz.

Gläubiger gehen leer aus

Mit der Einführung der Verbraucherinsolvenz im Jahr 1999 verfolgte der Gesetzgeber mehrere Ziele. Zum einen wollte er redlichen Schuldnern einen wirtschaftlichen Neuanfang ermöglichen. Gläubiger wiederum sollten durch dieses Verfahren zumindest einen Teil ihrer berechtigten Forderungen zurückerhalten. "Von diesem Ziel hat sich die Realität leider schon längst verabschiedet", kritisiert Spitz. "Fakt ist: Gläubiger gehen fast immer leer aus, wenn ihr Schuldner in die Verbraucherinsolvenz geht. Für das ökonomische Handeln der Gläubigerfirmen ist das ein unhaltbarer Zustand."

Fast alle Verbraucherinsolvenzen sind sogenannte Nullpläne. Das heißt: Der betroffene Schuldner hat noch nicht einmal genug Geld, um die Kosten des Verfahrens zu bezahlen. Die für das gerichtliche Verfahren erforderliche Summe - rund 2.500 Euro - streckt ihnen daher die Gerichtskasse und damit der Steuerzahler vor.

In Zukunft soll sich das allerdings nach den Vorstellungen von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries ändern. Sie hat jüngst eine Reform vorgeschlagen, die eine Abschaffung des regulären Verbraucherinsolvenzverfahrens für völlig mittellose Schuldner bedeuten würde. Konkret hieße das: Wenn der Schuldner über keine eigenen Mittel verfügt, wird das gerichtliche Insolvenzverfahren künftig übersprungen, und der Schuldner befindet sich sofort im Restschuldbefreiungsverfahren. Das würde die Verfahrenskosten reduzieren. In der Zeit bis zur Restschuldbefreiung stünde dem Schuldner dann - wie auch bisher im regulären Verbraucherinsolvenzverfahren - ein Treuhänder zur Seite, der die Einhaltung des Verfahrens überwacht.

BDIU: Überschuldete müssen lernen, vernünftig mit Geld umzugehen

"Das ist ein Vorschlag, der in die richtige Richtung geht", kommentiert Wolfgang Spitz. Einige Bundesländer hatten zuvor ein treuhänderloses vereinfachtes Entschuldungsverfahren gefordert. "Der Treuhänder hat für den Schuldner eine wichtige pädagogische Funktion. Er muss lernen, vernünftig mit dem ihm zur Verfügung stehenden Geld umzugehen", so Spitz.

Kritisch sieht der Bundesverband Inkasso in diesem Zusammenhang die Privatisierung der Gerichtsvollzieher, wie sie aktuell die Landesregierungen von Hessen, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern fordern. Nach ihren Vorstellungen sollen Gerichtsvollzieher demnächst keine Beamte mehr sein und stattdessen als sogenannte beliehene Unternehmer auf eigene Rechnung tätig werden. Die Länder versprechen sich davon eine Effizienzsteigerung bei der Zwangsvollstreckung. Die Justizministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Uta-Maria Kuder, hält diesen Vorschlag sogar für "ein wichtiges Instrument, um die Zahlungsmoral säumiger Schuldner deutlich zu erhöhen".

Der Bundesverband Inkasso teilt diese optimistische Einschätzung nicht. In der Frühjahrsumfrage erwarten 77 Prozent der Inkasso-Unternehmen, dass die Zahlungsmoral der Schuldner durch die Privatisierung der Gerichtsvollzieher nicht beeinflusst oder sogar sinken wird.

Gebühren verdreifachen sich

"Die Gläubiger werden sogar deutlich benachteiligt", meint Wolfgang Spitz. "Denn die Gebühren für eine Zwangsvollstreckung werden durch die Privatisierung vermutlich um das Dreifache steigen." 86 Prozent der Inkasso-Unternehmen erwarten, dass Gläubiger Vollstreckungsaufträge für kleine Forderungen dann deutlich einschränken werden. Spitz erläutert: "Die realisierten Erträge würden in keinem Verhältnis mehr zu den verlangten Gebühren stehen. Für Gläubiger kleiner Forderungen kommt das schon fast einer staatlichen Enteignung gleich." Und Spitz weiter: "In Wahrheit geht es hier um eine Teilsanierung der Länderhaushalte auf Kosten der Gläubiger und der Zahlungsmoral."

Auch Bundesjustizministerin Zypries steht der vorgeschlagenen Privatisierung kritisch gegenüber. Die "Anwendung hoheitlicher Gewalt" soll ihrer Überzeugung nach "in den Händen des Staates" bleiben. "Diese Position findet unsere volle Unterstützung", so der BDIU-Vorstandssprecher. "Wer das Zahlungsverhalten verbessern und Überschuldung bekämpfen will, muss vielmehr etwas dafür tun, dass die Finanzkompetenz der Schuldner besser wird."

Überschuldete verlieren oft den Überblick über ihre Zahlungsverpflichtungen

Zwar gibt es nach Erfahrung der Inkasso-Unternehmen viele Gründe für Überschuldung, häufig sind es aber unvorhergesehene Lebensumstände wie Arbeitslosigkeit, Ehescheidungen oder eine plötzliche, schwerwiegende Krankheit, die dazu führen, dass Betroffene eingegangenen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können. "Sehr oft liegt es aber vor allem an einer mangelnden Kompetenz in Finanzfragen", berichtet BDIU-Pressesprecherin Marion Kremer. "Wir sehen es leider immer wieder: Schuldner kaufen auf Rechnung, vereinbaren Ratenzahlungen und nehmen Kredite auf, ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob sie ihren Zahlungsverpflichtungen langfristig nachkommen können. Vor allem jungen Menschen fehlt oftmals das nötige Finanzwissen."

Der Bundesverband Inkasso fordert daher mehr Aufklärungsarbeit, um die Finanzkompetenz zu stärken. "Das ist die beste Prävention gegen Überschuldung", ist Marion Kremer überzeugt. In ihrer traditionellen Frühjahrsumfrage haben sich die Inkasso-Unternehmen dazu geäußert, welche Institutionen aus ihrer Sicht geeignet sind, mehr Finanzwissen zu vermitteln. 77 Prozent sehen mit dem Elternhaus das familiäre Umfeld in der Pflicht, 68 Prozent nennen die weiterführenden Schulen, 52 Prozent die Berufsausbildung und 47 Prozent die Medien. "Wir begrüßen, dass sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft immer mehr Akteure erkennen, dass das Finanzwissen junger Menschen verbessert werden muss", so Kremer. "Das ist auch ein gangbarer Weg, um - nicht nur, aber auch - in Ostdeutschland Überschuldung und als deren Folge den Negativtrend bei den Verbraucherinsolvenzen nachhaltig in den Griff zu bekommen."

Eine Institution mit Tradition: Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.

Inkasso-Unternehmen als Partner der Wirtschaft

Im Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. (BDIU) sind heute 516 der insgesamt gut 700 in Deutschland tätigen Inkasso-Unternehmen organisiert. Sie haben einen Marktanteil von über 90 Prozent. Seit 1956 vertritt der Verband mit Geschäftsstelle in Hamburg bundesweit die Interessen der Inkasso-Branche gegenüber der Öffentlichkeit. Die Inkasso-Firmen realisieren die Forderungen ihrer Auftraggeber und führen sie so dem Wirtschaftskreislauf wieder zu. Pro Jahr sind das zurzeit gut 4 Milliarden Euro. Zusammen sind die BDIU-Mitgliedsunternehmen beauftragt, ein Forderungsvolumen von zurzeit rund 22 Milliarden Euro einzuziehen. Im vorgerichtlichen Inkasso erzielen sie je nach Forderungsart durchschnittlich in deutlich über 50 Prozent aller Fälle Zahlungen. Die Anfänge dieses traditionsreichen Wirtschaftszweiges gehen sogar auf das Jahr 1872 zurück, als das erste "Auskunfts- und Kontrollbureau" seine Tätigkeit aufnahm.

Damals wie heute verstehen sich Inkasso-Unternehmen als Partner im Auftrag der Wirtschaft, um deren Forderungen außergerichtlich markt- und situationsgerecht durchzusetzen. So widmen sich die vom BDIU repräsentierten Unternehmen vor allem den klassischen Aufgaben der Branche: dem Inkasso kaufmännisch ausgemahnter, nicht gerichtlich geltend gemachter Forderungen sowie der Einziehung bereits titulierter Forderungen. Hierzu zählen auch wichtige Kontrollfunktionen und Überwachungsverfahren.

Zunehmend an Bedeutung gewinnt die außergerichtliche Beratung des Gläubigers, die einen weiterhin positiven Geschäftskontakt mit dem jeweiligen Schuldner sicherstellen soll. Seit 1994 gibt es eine in der Satzung des Verbandes festgeschriebene Schiedsstelle: den so genannten Ombudsmann. Er vermittelt unbürokratisch bei streitigen Fällen.

Die Kunden der Inkasso-Branche sind Firmen aus den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen. Im Vergleich zu betriebseigenen Mahnabteilungen können Inkasso-Unternehmen in der Regel auf eine deutlich höhere Erfolgsquote bei vergleichsweise niedrigen Kosten verweisen. Denn im Gegensatz zu den gesetzlich geregelten Leistungsentgelten, die etwa Rechtsanwälte erhalten, werden die Honorarsätze mit dem Gläubiger frei ausgehandelt. Neben dem Kostenvorteil entlasten Inkasso-Firmen ihre Auftraggeber wirkungsvoll in einem Bereich, der deren unternehmerische Tätigkeit ansonsten nur behindern und einschränken würde. So sind der BDIU und seine Mitglieder beim Forderungsmanagement zu einem unverzichtbaren Partner der Wirtschaft geworden. Immer häufiger wird der Bundesverband Inkasso auch von staatlichen Organen zu gutachterlichen Stellungnahmen aufgefordert. Durch eine offensive Verbandspolitik und freiwillige Selbstkontrolle gelang es, das Image des Berufsstandes nachhaltig zu verbessern: Alle Inkasso-Unternehmen sind rechtsstaatlichen Verfahrensweisen verpflichtet und unterliegen der Überwachung durch örtliche Gerichte. Sie müssen geordnete wirtschaftliche Verhältnisse sowie umfangreiche theoretische und praktische Rechtskenntnisse nachweisen. Durch "berufsrechtliche Richtlinien" haben sich die BDIU-Mitglieder hohe Maßstäbe für den außergerichtlichen Forderungseinzug von Privatpersonen und Unternehmen gesetzt.

Dresden, den 29. März 2007



Weitere aktuelle Inkasso-Pressemeldungen:

  • Verbraucherinsolvenzen steigen stark - Konjunkturaufschwung sorgt für verbessertes Zahlungsverhalten
  • Unternehmenspleiten rückläufig - Trend zur Jugendverschuldung nimmt zu - Bundesverband Inkasso fordert: Arbeitslosigkeit konsequenter bekämpfen
  • Mehr Prävention gefordert
  • Zahlungsverhalten bleibt schlecht
  • Verbraucherinsolvenzen steigen stark an
  • Erholung bei Unternehmenspleiten nur im Westen
  • Trotz positiver Allgemeinentwicklung Zahlungsverhalten nicht besser
  • Bau im Aufwind
  • Weniger Zahlungsstörungen wegen schlechter Auftragslage und Liquiditätsmangel
  • Öffentliche Hand problematischer Zahler
  • Studie belegt: Kommunen dürfen Forderungsmanagement auslagern
  • Verbraucherinsolvenzen steigen weiter stark an
  • Restschuldbefreite verschulden sich erneut
  • Private Schuldner zahlen schlechter
  • Junge Erwachsene verfügen über nicht ausreichend Finanzkompetenz
  • Inkasso-Unternehmen als Partner der Wirtschaft
  • Pleitewelle bei Unternehmen ebbt ab - Verbraucherinsolvenzen steigen stark an
  • Unternehmenspleiten leicht rückläufig - Handykosten treiben mehr Jugendliche in Verschuldung - Bundesverband Inkasso fordert: Schuldenprävention gehört in den Schulunterricht
  • Urteil rechtskräftig: „Moskau Team“ darf kein Inkasso durchführen
  • Schuldenprävention gehört in den Schulunterricht
  • Rechtsdienstleistungsgesetz: Gläubiger im Vorteil.
  • ZDH und Inkassoverband: Handwerk braucht mehr Liquidität - Zahlungsmoral im Keller
  • Unternehmensinsolvenzen nur leicht rückläufig - Neuer Rekord bei Verbraucherinsolvenzen - Inkasso-Verband und Verband der Insolvenzverwalter fordern: Chancen einer Unternehmensinsolvenz besser nutzen
  • Pleitewelle bei Unternehmen gebrochen
  • 70.000 Privatpleiten in diesem Jahr
  • Trendwende bei Unternehmenspleiten
  • Weniger Arbeitsplätze durch Pleiten gefährdet
  • Mehr kleine Firmen insolvent
  • Pleitewelle bei Unternehmen gebrochen - Verbraucherinsolvenzen auf neuem Rekord - Bundesverband Inkasso fordert konkrete Maßnahmen der neuen Bundesregierung zur Schuldenkrise
  • Inkassoverband und ZDH: Schlechtes Zahlungsverhalten gefährdet Handwerksbetriebe
  • Bundesverband Inkasso jetzt in Berlin
  • Eine Institution mit Tradition: Der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.
  • Unternehmensinsolvenzen sinken, Verbraucherinsolvenzen steigen Zahlungsverhalten deutlich verbessert


  • Pressekonferenzen: 11.2007 | 03.2007 | 11.2006 | 11.2005 | 04.2005 | 11.2004

    Quelle: Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V. und mit freundlicher Genehmigung der muehlhaus & moers kommunikation gmbhH